Testi Definizione


Friedrich Hebbel

Maria Magdalene
Ein bürgerliches Trauerspiel in drei Akten



  • Erster Akt
  •  
  • Zweiter Akt
  •  
  • Dritter Akt


  • Sr. Majestät,
    dem
    KÖNIG CHRISTIAN DEM ACHTEN
    von Dänemark
    in tiefster Ehrfurcht gewidmet

    Personen

    Meister Anton, ein Tischler
    Seine Frau
    Klara, seine Tochter
    Karl, sein Sohn
    Leonhard
    Ein Sekretär
    Wolfram, ein Kaufmann
    Adam, ein Gerichtsdiener
    Ein zweiter Gerichtsdiener
    Ein Knabe
    Eine Magd

    Ort: eine mittlere Stadt

    Erster Akt

    Vierte Szene

    LEONHARD vor der Tür. Angezogen?
    KLARA. Warum so zart, so rücksichtsvoll? Ich bin noch immer keine Prinzessin.
    LEONHARD tritt ein. Ich glaubte, du wärst nicht allein! Im Vorübergehen kam es mir vor, als ob Nachbars Bärbchen am Fenster stände!
    KLARA. Also darum!
    LEONHARD. Du bist immer verdrießlich! Man kann vierzehn Tage weg geblieben sein, Regen und Sonnenschein können sich am Himmel zehn Mal abgelöst haben, in deinem Gesicht steht, wenn man endlich wieder kommt, immer noch die alte Wolke!
    KLARA. Es gab andere Zeiten!
    LEONHARD. Wahrhaftig! Hättest du immer ausgesehen, wie jetzt, wir wären niemals gut Freund geworden!
    KLARA. Was lag daran!
    LEONHARD. So frei fühlst du dich von mir? Mir kanns recht sein! Dann Mit Beziehung. hat dein Zahnweh von neulich nichts zu bedeuten gehabt!
    KLARA. O Leonhard, es war nicht recht von dir!
    LEONHARD. Nicht recht, daß ich mein höchstes Gut, denn das bist du, auch durch das letzte Band an mich fest zu knüpfen suchte? Und in dem Augenblick, wo ich in Gefahr stand, es zu verlieren? Meinst du, ich sah die stillen Blicke nicht, die du mit dem Sekretär wechseltest? Das war ein schöner Freudentag für mich! Ich führe dich zum Tanz, und –
    KLARA. Du hörst nicht auf, mich zu kränken! Ich sah den Sekretär an, warum sollt ichs leugnen? Aber nur wegen des Schnurrbarts, den er sich auf der Akademie hat wachsen lassen, und der ihm – Sie hält inne.
    LEONHARD. So gut steht, nicht wahr? Das wolltest du doch sagen? O ihr Weiber! Euch gefällt das Soldaten-Zeichen noch in der ärgsten Karikatur! Mir kam das kleine, lächerlich-runde Gesicht des Gecken, ich bin erbittert auf ihn, ich verhehle es nicht, er hat mir lange genug bei dir im Wege gestanden, mit dem Walde von Haaren, der es in der Mitte durchschneidet, wie ein weißes Kaninchen vor, das sich hinter den Busch verkriecht.
    KLARA. Ich habe ihn noch nicht gelobt, du brauchst ihm nicht herabzusetzen.
    LEONHARD. Du scheinst noch immer warmen Anteil an ihm zu nehmen!
    KLARA. Wir haben als Kinder zusammen gespielt, und nachher – du weißt recht gut!
    LEONHARD. O ja, ich weiß! Aber eben darum!
    KLARA. Da war es wohl natürlich, daß ich, nun ich ihn seit so langer Zeit zum ersten Mal wieder erblickte, ihn ansah und mich verwunderte, wie groß und – Sie unterbricht sich.
    LEONHARD. Warum wurdest du denn rot, als er dich wieder ansah?
    KLARA. Ich glaubte, er sähe nach dem Wärzchen auf meiner linken Backe, ob das auch größer geworden sei! Du weißt, daß ich mir dies alle Mal einbilde, wenn mich jemand so starr betrachtet, und daß ich dann immer rot werde. Ist mirs doch, als ob die Warze wächst, solange einer darnach guckt!
    LEONHARD. Seis, wie es sei, mich überliefs, und ich dachte: noch diesen Abend stell ich sie auf die Probe! Will sie mein Weib werden, so weiß sie, daß sie nichts wagt. Sagt sie nein, so –
    KLARA. O, du sprachst ein böses, böses Wort, als ich dich zurück stieß und von der Bank aufsprang. Der Mond, der bisher zu meinem Beistand so fromm in die Laube hinein geschienen hatte, ertrank kläglich in den nassen Wolken, ich wollte forteilen, doch ich fühlte mich zurückgehalten, ich glaubte erst, du wärst es, aber es war der Rosenbusch, der mein Kleid mit seinen Dornen, wie mit Zähnen, festhielt, du lästertest mein Herz und ich traute ihm selbst nicht mehr, du standst vor mir, wie einer, der eine Schuld einfordert, ich – ach Gott!
    LEONHARD. Ich kanns noch nicht bereuen. Ich weiß, daß ich dich mir nur so erhalten konnte. Die alte Jugendliebe tat die Augen wieder auf, ich konnte sie nicht schnell genug zudrücken.
    KLARA. Als ich zu Hause kam, fand ich meine Mutter krank, totkrank. Plötzlich dahin geworfen, wie von unsichtbarer Hand. Der Vater hatte nach mir schicken wollen, sie hatte es nicht zugegeben, um mich in meiner Freude nicht zu stören. Wie ward mir zumut, als ichs hörte! Ich hielt mich fern, ich wagte nicht, sie zu berühren, ich zitterte. Sie nahms für kindliche Besorgnis, und winkte mich zu sich heran, als ich mich langsam nahte, zog sie mich zu sich nieder und küßte meinen entweihten Mund. Ich verging, ich hätte ihr ein Geständnis tun, ich hätte ihr zuschreien mögen, was ich dachte und fühlte: meinetwegen liegst du so da! Ich tats, aber Tränen und Schluchzen erstickten die Worte, sie griff nach der Hand meines Vaters und sprach mit einem seligen Blick auf mich: welch ein Gemüt!
    LEONHARD. Sie ist wieder gesund. Ich kam, ihr meinen Glückwunsch abzustatten, und – was meinst du?
    KLARA. Und?
    LEONHARD. Bei deinem Vater um dich anzuhalten!
    KLARA. Ach!
    LEONHARD. Ist dirs nicht recht?
    KLARA. Nicht recht? Mein Tod wärs, wenn ich nicht bald dein Weib würde, aber du kennst meinen Vater nicht! Er weiß nicht, warum wir Eile haben, er kanns nicht wissen, und wir könnens ihm nicht sagen, und er hat hundert Mal erklärt, daß er seine Tochter nur dem gibt, der, wie er es nennt, nicht bloß Liebe im Herzen, sondern auch Brot im Schrank für sie hat. Er wird sprechen: wart noch ein Jahr, mein Sohn, oder zwei, und was willst du antworten?
    LEONHARD. Närrin, der Punkt ist ja gerade beseitigt! Ich habe die Stelle, ich bin Kassierer!
    KLARA. Du bist Kassierer? Und der andere Kandidat, der Neffe vom Pastor?
    LEONHARD. War betrunken, als er zum Examen kam, verbeugte sich gegen den Ofen, statt gegen den Bürgermeister, und stieß, als er sich niedersetzte, drei Tassen vom Tisch. Du weißt, wie hitzig der Alte ist. Herr! fuhr er auf, doch noch bekämpfte er sich und biß sich auf die Lippen, aber seine Augen blitzten durch die Brille, wie ein Paar Schlangen, die springen wollen, und jede seiner Mienen spannte sich. Nun gings ans Rechnen, und, ha! ha! mein Mitbewerber rechnete nach einem selbsterfundenen Einmaleins, das ganz neue Resultate lieferte; der verrechnet sich! sprach der Bürgermeister, und reichte mir mit einem Blick, in dem schon die Bestallung lag, die Hand, die ich, obgleich sie nach Tabak roch, demütig an die Lippen führte, hier ist sie selbst, unterschrieben und besiegelt!
    KLARA. Das kommt –
    LEONHARD. Unerwartet, nicht wahr? Nun, es kommt auch nicht so ganz von ungefähr. Warum ließ ich mich vierzehn Tage lang bei euch nicht sehen?
    KLARA. Was weiß ich? Ich denke, weil wir uns den letzten Sonntag erzürnten!
    LEONHARD. Den kleinen Zwist führte ich selbst listig herbei, damit ich wegbleiben könnte, ohne daß es zu sehr auffiele.
    KLARA. Ich versteh dich nicht!
    LEONHARD. Glaubs. Die Zeit benutzt ich dazu, der kleinen buckligten Nichte des Bürgermeisters, die so viel bei dem Alten gilt, die seine rechte Hand ist, wie der Gerichtsdiener die linke, den Hof zu machen. Versteh mich recht! Ich sagte ihr selbst nichts Angenehmes, ausgenommen ein Kompliment über ihre Haare, die bekanntlich rot sind, ich sagte ihr nur einiges, das ihr wohl gefiel, über dich!
    KLARA. Über mich?
    LEONHARD. Warum sollt ichs verschweigen? Geschah es doch in der besten Absicht! Als ob es mir nie im Ernst um dich zu tun gewesen wäre, als ob – Genug! Das dauerte so lange, bis ich dies in Händen hatte, und wie's gemeint war, wird die leichtgläubige, manntolle Törin erfahren, sobald sie uns in der Kirche aufbieten hört!
    KLARA. Leonhard!
    LEONHARD. Kind! Kind! Sei du ohne Falsch, wie die Taube, ich will klug, wie die Schlange sein, dann genügen wir, da Mann und Weib doch nur eins sind, dem Evangelienspruch vollkommen. Lacht. Es kam auch nicht ganz von selbst, daß der junge Herrmann in dem wichtigsten Augenblick seines Lebens betrunken war. Du hast gewiß nicht gehört, daß der Mensch sich aufs Trinken verlegt!
    KLARA. Kein Wort.
    LEONHARD. Um so leichter glückte mein Plan. Mit drei Gläsern wars getan. Ein paar Kameraden von mir mußten ihm auf den Leib rücken. »Darf man gratulieren?« Noch nicht! »O, das ist ja abgemacht! Dein Onkel –« Und nun: trink, mein Brüderlein, trink! Als ich heute morgen zu dir ging, stand er am Fluß, und guckte, übers Brückengeländer sich lehnend, schwermütig hinein. Ich grüßte ihn spöttisch und fragte, ob ihm etwas ins Wasser gefallen sei? »Ja wohl – sagte er, ohne aufzusehen – und es ist vielleicht gut, wenn ich selbst nachspringe.«
    KLARA. Unwürdiger! Mir aus den Augen!
    LEONHARD. Ja? Macht, als wollt er gehen.
    KLARA. O mein Gott, an diesen Menschen bin ich gekettet!
    LEONHARD. Sei kein Kind! Und nun noch ein Wort im Vertrauen. Hat dein Vater die tausend Taler noch immer in der Apotheke stehen?
    KLARA. Ich weiß nichts davon.
    LEONHARD. Nichts über einen so wichtigen Punkt?
    KLARA. Da kommt mein Vater.
    LEONHARD. Versteh mich! Der Apotheker soll nah am Konkurs sein, darum fragt ich!
    KLARA. Ich muß in die Küche! Ab.
    LEONHARD allein. Nun müßte hier nichts zu holen sein! Ich kam es mir zwar nicht denken, denn der Meister Anton ist der Art, daß er, wenn man ihm aus Versehen auch nur einen Buchstaben zu viel auf den Grabstein setzte, gewiß als Geist so lange umginge, bis er wieder ausgekratzt wäre, denn er würde es für unredlich halten, sich mehr vom Alphabet anzueignen, als ihm zukäme!

    ich vorher ein: Ehrlich bezahlt! darunter gesetzt, unwissend, wie ich bin, blieb mir nichts übrig, als der Länge nach einen Riß ins Papier zu machen. Nun wird er ruhig schlafen, und ich hoffe, ich auch, wenn ich mich einst neben ihn hinstrecke.


    Torna su

    Sehste Szene

    DIE MUTTER tritt schnell ein. Kennst mich noch?
    MEISTER ANTON auf das Hochzeitskleid deutend. Den Rahmen, ja wohl, der hat sich gehalten, das Bild nicht recht. Es scheint sich viel Spinnweb darauf gesetzt zu haben, nun, die Zeit war lang genug dazu!
    MUTTER. Hab ich nicht einen aufrichtigen Mann? Doch, ich brauch ihn nicht apart zu loben, Aufrichtigkeit ist die Tugend der Ehemänner.
    MEISTER ANTON. Tuts dir leid, daß du mit 20 Jahren besser vergoldet warst, als mit 50?
    MUTTER. Gewiß nicht! Wärs anders, so müßt ich mich ja für die und mich schämen!
    MEISTER ANTON. So gibst du mir einen Kuß! Ich bin rasiert, und besser, wie gewöhnlich!
    MUTTER. Ich sage ja, bloß um zu prüfen, ob du dich noch auf die Kunst verstehst. Das fiel dir lange nicht mehr ein!
    MEISTER ANTON. Gute Hausmutter! Ich will nicht verlangen, daß du mir die Augen zudrücken sollst, es ist ein schweres Stück, ich wills für dich übernehmen, ich will dir den letzten Liebesdienst erweisen, aber Zeit mußt du mir lassen, hörst du, daß ich mich stähle und vorbereite, und nicht als Stümper bestehe. Noch wars viel zu früh!
    MUTTER. Gott sei Dank, wir bleiben noch eine Weile beisammen.
    MEISTER ANTON. Ich hoffs auch, du hast ja ordentlich wieder rote Backen!
    MUTTER. Ein possierlicher Mensch, unser neuer Totengräber. Er machte ein Grab, als ich heute morgen über den Kirchhof ging, ich fragte ihn, für wen es sei. »Für wen Gott will, sagte er, vielleicht für mich selbst, es kann mir gehen, wie meinem Großvater, der auch mal eins auf den Vorrat gemacht hatte, und in der Nacht, als er aus dem Wirtshaus zu Hause kam, hineinfiel und sich den Hals brach.«
    LEONHARD der bisher im Wochenblatt gelesen hat. Der Kerl ist nicht von hier, er kann uns vorlügen, was ihm gefällt!
    MUTTER. Ich fragte ihn, warum wartet Er denn nicht, bis man die Gräber bei Ihm bestellt? Ich bin heute auf eine Hochzeit gebeten, sprach er, und da bin ich Prophet genug, um zu wissen, daß ichs morgen noch im Kopf spüren werde. Nun hat mir aber gewiß jemand den Tort angetan und ist gestorben. Da müßt ich morgen beizeiten heraus und könnte nicht ausschlafen.
    MEISTER ANTON. Hans Wurst, hätt ich gesagt, wenn das Grab nun nicht paßt?
    MUTTER. Ich sagte es auch, aber der schüttelt die spitzen Antworten aus dem Ärmel, wie der Teufel die Flöhe. Ich habe das Maß nach dem Weber Veit genommen, sagte er, der ragt, wie König Saul, um einen Kopf über uns alle hinaus, nun mag kommen, wer will, er wird sein Haus nicht zu klein finden, und wenns zu groß ist, so schadets keinem, als mir, denn als ehrlicher Mann laß ich mir keinen Fuß über die Sarglänge bezahlen. Ich warf meine Blumen hinein und sprach: nun ists besetzt!
    MEISTER ANTON. Ich denke, der Kerl hat bloß gespaßt, und das ist schon sündlich genug. Gräber im voraus machen, hieße vorwitzig die Falle des Todes aufstellen; den Halunken, der es täte, sollte man vom Dienst jagen. Zu dem lesenden Leonhard. Was Neues? Sucht ein Menschenfreund eine arme Witwe, die ein paar hundert Taler brauchen kann? Oder umgekehrt die arme Witwe den Menschenfreund, der sie gehen will?
    LEONHARD. Die Polizei macht einen Juwelen-Diebstahl bekannt. Wunderbar genug. Man sieht daraus, daß trotz der schlechten Zeiten noch immer Leute unter uns leben, die Juwelen besitzen.
    MEISTER ANTON. Ein Juwelen-Diebstahl? Bei wem?
    LEONHARD. Beim Kaufmann Wolfram!
    MEISTER ANTON. Bei – Unmöglich! Da hat mein Karl vor ein paar Tagen einen Sekretär poliert!
    LEONHARD. Aus dem Sekretär verschwunden, richtig!
    MUTTER zu Meister Anton. Vergebe dir Gott dies Wort!
    MEISTER ANTON. Du hast recht, es war ein nichtswürdiger Gedanke!
    MUTTER. Gegen deinen Sohn, das muß ich dir sagen, bist du nur ein halber Vater.
    MEISTER ANTON. Frau, wir wollen heute nicht darüber sprechen!
    MUTTER. Er ist anders, als du, muß er darum gleich schlecht sein?
    MEISTER ANTON. Wo bleibt er denn jetzt? Die Mittagsglocke hat längst geschlagen, ich wette, daß das Essen draußen verkocht und verbrät, weil Klara heimliche Ordre hat, den Tisch nicht zu decken, bevor er da ist.
    MUTTER. Wo sollt er bleiben? Höchstens wird er Kegel schieben, und da muß er ja die entfernteste Bahn aufsuchen, damit du ihn nicht entdeckst. Dann ist der Rückweg natürlich lang. Ich weiß auch nicht, was du gegen das unschuldige Spiel hast.
    MEISTER ANTON. Gegen das Spiel? Gar nichts! Vornehme Herren müssen einen Zeitvertreib haben. Ohne den Karten-König hätte der wahre König gewiß oft Langeweile, und wenn die Kegel nicht erfunden wären, wer weiß, ob Fürsten und Barone nicht mit unsern Köpfen bosseln würden! Aber ein Handwerksmann kann nicht ärger freveln, als wenn er seinen sauer verdienten Lohn aufs Spiel setzt. Der Mensch muß, was er mit schwerer Mühe im Schweiß seines Angesichts erwirbt, ehren, es hoch und wert halten, wenn er nicht an sich selbst irre werden, wenn er nicht sein ganzes Tun und Treiben verächtlich finden soll. Wie können sich alle meine Nerven spannen für den Taler, den ich wegwerfen will. Man hört draußen die Türklingel.
    MUTTER. Da ist er.

    Torna su

    Siebente Szene

    Gerichtsdiener Adam und noch ein Gerichtsdiener treten ein.

    ADAM zu Meister Anton. Nun geh Er nur hin und bezahl Er seine Wette! Leute im roten Rock mit blauen Aufschlägen Dies betont er stark. sollten Ihm nie ins Haus kommen? Hier sind wir unsrer zwei! Zum zweiten Gerichtsdiener. Warum behält Er seinen Hut nicht auf, wie ich? Wer wird Umstände machen, wenn er bei seinesgleichen ist?
    MEISTER ANTON. Bei deinesgleichen, Schuft?
    ADAM. Er hat recht, wir sind nicht bei unsersgleichen, Schelme und Diebe sind nicht unsersgleichen! Er zeigt auf die Kommode. Aufgeschlossen! Und dann drei Schritt davon! Daß er nichts herauspraktisiert!
    MEISTER ANTON. Was? Was?
    KLARA tritt mit Tischzeug ein. Soll ich – Sie verstummt.
    ADAM zeigt ein Papier. Kann Er geschriebene Schrift lesen?
    MEISTER ANTON. Soll ich können, was nicht einmal mein Schulmeister konnte?
    ADAM. So hör Er! Sein Sohn hat Juwelen gestohlen. Denn Dieb haben wir schon. Nun wollen wir Haussuchung halten!
    MUTTER. Jesus! Fällt um und stirbt.
    KLARA. Mutter! Mutter! Was sie für Augen macht!
    LEONHARD. Ich will einen Arzt holen!
    MEISTER ANTON. Nicht nötig! Das ist das letzte Gesicht! Sahs hundert Mal. Gute Nacht, Therese! Du starbst, als dus hörtest! Das soll man dir aufs Grab setzen!
    LEONHARD. Es ist doch vielleicht – – Abgehend. Schrecklich! Aber gut für mich! Ab.
    MEISTER ANTON zieht ein Schlüsselbund hervor und wirft es von sich. Da! Schließt auf! Kasten nach Kasten! Ein Beil her! Der Schlüssel zum Koffer ist verloren! Hei, Schelmen und Diebe! Er kehrt sich die Taschen um. Hier find ich nichts!
    ZWEITER GERICHTSDIENER. Meister Anton, faß Er sich! Jeder weiß, daß Er der ehrlichste Mann in der Stadt ist.
    MEISTER ANTON. So? So? Lacht. Ja, ich hab die Ehrlichkeit in der Familie allein verbraucht! Der arme Junge! Es blieb nichts für ihn übrig! Die da – Er zeigt auf die Tote. war auch viel zu sittsam! Wer weiß, ob die Tochter nicht – Plötzlich zu Klara. Was meinst du, mein unschuldiges Kind?
    KLARA. Vater!
    ZWEITER GERICHTSDIENER zu Adam. Fühlt Er kein Mitleid?
    ADAM. Kein Mitleid? Wühl ich dem alten Kerl in den Taschen? Zwing ich ihn, die Strümpfe auszuziehen und die Stiefel umzukehren? Damit wollt ich anfangen, denn ich hasse ihn, wie ich nur hassen kann, seit er im Wirtshaus sein Glas – Er kennt die Geschichte, und Er müßte sich auch beleidigt fühlen, wenn Er Ehre im Leibe hätte. Zu Klara. Wo ist die Kammer des Bruders?
    KLARA. zeigt sie. Hinten!

    Beide Gerichtsdiener ab.

    KLARA. Vater, er ist unschuldig! Er muß unschuldig sein! Er ist ja dein Sohn, er ist ja mein Bruder!
    MEISTER ANTON. Unschuldig, und ein Mutter- Mörder? Lacht.
    EINE MAGD tritt ein mit einem Brief zu Klara. Von Herrn Kassierer Leonhard!
    MEISTER ANTON. Du brauchst ihn nicht zu lesen! Er sagt sich von dir los! Schlägt in die Hände. Bravo, Lump!
    KLARA hat gelesen. Ja! Ja! O mein Gott!
    MEISTER ANTON. Laß ihn!
    KLARA. Vater, Vater, ich kann nicht!
    MEISTER ANTON. Kannst nicht? Kannst nicht? Was ist das? Bist du –

    Beide Gerichtsdiener kommen zurück.

    ADAM hämisch. Suchet, so werdet ihr finden!
    ZWEITER GERICHTSDIENER zu Adam. Was fällt Ihm ein? Trafs denn heute zu?
    ADAM. Halt Ers Maul! Beide ab.
    MEISTER ANTON. Er ist unschuldig, und du – du –
    KLARA. Vater, Er ist schrecklich!
    MEISTER ANTON faßt sie bei der Hand sehr sanft. Liebe Tochter, der Karl ist doch nur ein Stümper, er hat die Mutter umgebracht, was wills heißen? Der Vater blieb am Leben! Komm ihm zu Hülfe, du kannst nicht verlangen, daß er alles allein tun soll, gib du mir den Rest, der alte Stamm sieht noch so knorrig aus, nicht wahr, aber er wackelt schon, es wird dir nicht zu viel Mühe kosten, ihn zu fällen! Du brauchst nicht nach der Axt zu greifen, du hast ein hübsches Gesicht, ich hab dich noch nie gelobt, aber heute will ichs dir sagen, damit du Mut und Vertrauen bekommst, Augen, Nase und Mund finden gewiß Beifall, werde – du verstehst mich wohl, oder sag mir, es kommt mir so vor, daß dus schon bist!
    KLARA fast wahnsinnig, stürzt der Toten mit aufgehobenen Armen zu Füßen und ruft wie ein Kind. Mutter! Mutter!
    MEISTER ANTON. Faß die Hand der Toten und schwöre mir, daß du bist, was du sein sollst!
    KLARA. Ich – schwöre – dir – daß – ich – dir – nie – Schande – machen – will!
    MEISTER ANTON. Gut! Er setzt seinen Hut auf. Es ist schönes Wetter! Wir wollen Spießruten laufen, Straß auf, Straß ab! Ab.

    Torna su

    Zweiter Akt

    Zimmer im Hause des Tischlermeisters.

    Erste Szene

    Meister Anton steht vom Tisch auf.
    Klara will abräumen.

    MEISTER ANTON. Willst du wieder nicht essen?
    KLARA. Vater, ich bin satt.
    MEISTER ANTON. Von nichts?
    KLARA. Ich aß schon in der Küche.
    MEISTER ANTON. Wer keinen Appetit hat, der hat kein gut Gewissen! Nun, alles wird sich finden! Oder war Gift in der Suppe, wie ich gestern träumte? Einiger wilder Schierling, aus Versehen beim Pflücken ins Kräuterbündel hinein geraten? Dann tatst du klug!
    KLARA. Allmächtiger Gott!
    MEISTER ANTON. Vergib mir, ich – Geh zum Teufel mit deiner blassen Leidensmiene, die du der Mutter des Heilands gestohlen hast! Rot soll man aussehen, wenn man jung ist! Nur einer darf Staat machen mit einem solchen Gesicht, und der tuts nicht! Hei! Jedem eine Ohrfeige, der noch Au sagt, wenn er sich in den Finger geschnitten hat! Dazu hat keiner das Recht mehr, dem hier steht ein Mann, der – Eigenlob stinkt, aber was tat ich, als der Nachbar über deiner Mutter den Sargdeckel zunageln wollte?
    KLARA. Er riß ihm den Hammer weg und tats selbst, und sprach: dies ist mein Meisterstück! Der Kantor, der eben mit den Chorknaben vor der Tür das Sterbelied absang, meinte, Er sei verrückt geworden!
    MEISTER ANTON. Verrückt! Lacht. Verrückt! Ja, ja, das ist ein kluger Kopf, der sich selbst köpft, wenns Zeit ist. Der meinige muß dazu zu fest stehen, sonst – Man hockte in der Welt, und glaubte in einer guten Herberge hinterm Ofen zu sitzen, da wird plötzlich Licht auf den Tisch gestellt, und siehe da, man ist in einem Räuberloch, nun gehts piff, paff, von allen Seiten, aber es schadet nicht, man hat zum Glück ein steinernes Herz!
    KLARA, Ja, Vater, so ists!
    MEISTER ANTON. Was weißt du davon? Meinst du, du hast ein Recht, mit mir zu fluchen, weil dein Schreiber davongelaufen ist? Dich wird ein anderer sonntags-nachmittags spazierenführen, ein anderer wird dir sagen, daß deine Backen rot sind und deine Augen blau, ein anderer wird dich zum Weibe nehmen, wenn dus verdienst. Aber, wenn du nun dreißig Jahre lang in Züchten und Ehren die Last des Lebens getragen, wenn du nie gemurrt, sondern Leid und Tod und jedes Mißgeschick in Geduld hingenommen hast, und dann kommt dein Sohn, der dir für dein Alter ein weiches Kopfkissen stopfen sollte, und überhäuft dich so mit Schande, daß du die Erde anrufen mögtest: verschlucke mich, wenn dich nicht ekelt, denn ich bin kotiger, als du! – dann magst du all die Flüche, die ich in meiner Brust zurückhalte, aussprechen, dann magst du dein Haar raufen und deine Brüste zerschlagen, das sollst du vor mir voraus haben, denn du bist kein Mann!
    KLARA. O Karl!
    MEISTER ANTON. Wundern soll michs doch, was ich tun werde, wenn ich ihn wieder vor mir sehe, wenn er abends vor Lichtanzünden mit geschorenem Kopf, denn im Zuchthaus sind die Frisuren nicht erlaubt, in die Stube tritt und einen Guten Abend herausstottert und die Klinke der Tür in der Hand behält. Tun werd ich etwas, das ist gewiß, aber was? Mit Zähneknirschen. Und ob sie ihn zehn Jahre behalten, er wird mich finden, ich werde so lange leben, das weiß ich, merk dirs, Tod, ich bin von jetzt an ein Stein vor deiner Hippe, sie wird eher zerspringen, als mich aus der Stelle rücken!
    KLARA faßt seine Hand. Vater, Er sollte sich eine halbe Stunde niederlegen!
    MEISTER ANTON. Um zu träumen, daß du in die Wochen gekommen seist? Um dann aufzufahren, und dich zu packen, und mich hinterdrein zu besinnen und zu sprechen: liebe Tochter, ich wußte nicht, was ich tat! Ich danke. Mein Schlaf hat den Gaukler verabschiedet und einen Propheten in Dienst genommen, der zeigt mir mit seinem Blutfinger häßliche Dinge, und ich weiß nicht, wie's kommt, alles scheint mir jetzt möglich. Hu, mich schauderts vor der Zukunft, wie vor einem Glas Wasser, das man durchs Mikroskop – ists richtig, Herr Kantor? Er hat mirs oft genug vorbuchstabiert! – betrachtet hat. Ich tats einmal in Nürnberg auf der Messe, und mogte den ganzen Tag nicht mehr trinken! Den lieben Karl sah ich in der letzten Nacht mit einer Pistole in der Hand, als ich den Schützen näher ins Auge faßte, drückte er ab, ich hörte einen Schrei, aber vor Pulverdampf konnt ich nichts sehen, auch als der Dampf sich verzog, erblickte ich keinen zerschmetterten Schädel, aber mein Herr Sohn war inzwischen ein reicher Mann geworden, er stand und zählte Goldstücke von einer Hand in die andere, und er hatte ein Gesicht – hol mich der Teufel, man kanns nicht ruhiger haben, wenn man den ganzen Tag arbeitete und nun die Werkstatt hinter sich abschließt. Nun davor könnte man aufpassen! Man könnte Gericht halten und sich nachher selbst vor den höchsten Richter stellen.
    KLARA. Werd Er doch wieder ruhig!
    MEISTER ANTON. Werd Er doch wieder gesund! Warum ist Er krank! Ja, Arzt, reich mir nur den Trunk der Genesung! dein Bruder ist der schlechteste Sohn, werde du die beste Tochter! Wie ein nichtswürdiger Bankrottierer steh ich vor dem Angesicht der Welt, einen braven Mann, der in die Stelle dieses Invaliden treten könne, war ich ihr schuldig, mit einem Schelm hab ich sie betrogen. Werde du ein Weib, wie deine Mutter war, dann wird man sprechen: an den Eltern hats nicht gelegen, daß der Bube abseits ging, denn die Tochter wandelt den rechten Weg, und ist allen andern vorauf. Mit schrecklicher Kälte. Und ich will das meinige dazu tun, ich will dir die Sache leichter machen, als den übrigen. In dem Augenblick, wo ich bemerke, daß man auch auf dich mit Fingern zeigt, werd ich – Mit einer Bewegung an den Hals. mich rasieren, und dann, das schwör ich dir zu, rasier ich den ganzen Kerl weg, du kannst sagen, es sei aus Schreck geschehen, weil auf der Straße ein Pferd durchging, oder weil die Katze auf dem Boden einen Stuhl umwarf, oder weil mir eine Maus an den Beinen hinauflief. Wer mich kennt, wird freilich den Kopf dazu schütteln, denn ich bin nicht sonderlich schreckhaft, aber was tuts? Ich kanns in einer Welt nicht aushalten, wo die Leute mitleidig sein müßten, wenn sie nicht vor mir ausspucken sollen.
    KLARA. Barmherziger Gott, was soll ich tun!
    MEISTER ANTON. Nichts, nichts, liebes Kind, ich bin zu hart gegen dich, ich fühls wohl, nichts, bleib nur, was du bist, dann ists gut! O, ich hab so groß Unrecht erlitten, daß ich Unrecht tun muß, um nicht zu erliegen, wenns mich so recht anfaßt. Sieh, ich gehe vorhin über die Straße, da kommt der Pocken- Fritz daher, der Gaudieb, den ich vor Jahren ins Loch stecken ließ, weil er zum dritten Mal lange Finger bei mir gemacht hatte. Früher wagte der Halunke nicht, mich anzusehen, jetzt trat er frech auf mich zu und reichte mir die Hand. Ich wollte ihm einen hinter die Ohren geben, aber ich besann mich und spuckte nicht einmal aus, wir sind ja Vettern seit 8 Tagen, und es ist billig, daß Verwandte sich grüßen. Der Pfarrer, der mitleidige Mann, der mich gestern besuchte, meinte zwar, ein Mensch habe niemanden zu vertreten, als sich selbst, und es sei ein unchristlicher Hochmut von mir, daß ich auch noch für meinen Sohn aufkommen wolle; sonst müßte Adam es sich so gut zu Gemüte ziehen, wie ich. Herr, ich glaubs gern, daß es den Frieden des Erzvaters im Paradiese nicht mehr stört, wenn einer seiner Ur-Ur-Enkel zu morden oder zu rauben anfängt, aber raufte er sich nicht die Haare über Kain? Nein, nein, es ist zuviel! Ich könnte mich zuweilen nach meinem Schatten umsehen, ob er nicht schwärzer geworden ist! Denn alles, alles kann ich ertragen und habs bewiesen, nur nicht die Schande! Legt mir auf den Nacken, was ihr wollt, nur schneidet nicht den Nerv durch, der mich zusammenhält!
    KLARA. Vater, noch hat Karl ja nichts gestanden, und sie haben auch nichts bei ihm gefunden.
    MEISTER ANTON. Was soll mir das? Ich bin in der Stadt herumgegangen und habe mich in den Schenken nach seinen Schulden erkundigt, da kam mehr zusammen, als er im nächsten Vierteljahr bei mir verdient hätte, und wenn er noch dreimal so fleißig wäre, als er ist. Nun weiß ich, warum er immer zwei Stunden später Feier-Abend machte, als ich, und warum er trotzdem auch noch vor mir aufstand, aber er sah ein, daß dies alles doch nichts half, oder es war ihm zu mühevoll und dauerte ihm zu lange, da griff er zu, als die Gelegenheit sich bot.
    KLARA. Er glaubt von Karl immer das Schlimmste, Er hat es stets getan! Weiß Er wohl noch, wie –
    MEISTER ANTON. Du sprichst, wie deine Mutter sprechen würde, ich will dir antworten, wie ich ihr zu antworten pflegte, ich will stillschweigen!
    KLARA. Und wenn Karl doch frei gesprochen wird? Wenn die Juwelen sich wieder finden?
    MEISTER ANTON. Dann würd ich einen Advokaten annehmen, und mein letztes Hemd daransetzen, um zu erfahren, ob der Bürgermeister den Sohn eines ehrlichen Mannes mit Recht ins Gefängnis warf, oder nicht. Wär es, so würd ich mich beugen, denn was jedem widerfahren kann, das muß auch ich mir gefallen lassen, und mußte ich es zu meinem Unglück auch tausend Mal teurer bezahlen, als andere, es war ein Schicksal, und wenn Gott mich schlägt, so falte ich die Hände und spreche: Herr, du weißt warum! Wär es aber nicht, hätte der Mann mit der goldenen Kette um den Hals sich übereilt, weil er an nichts dachte, als daran, daß der Kaufmann, der die Juwelen vermißt, sein Schwager ist, so würde sichs finden, ob das Gesetzbuch ein Loch hat, und ob der König, der wohl weiß, daß er seinen Untertanen ihre Treu und ihren Gehorsam mit Gerechtigkeit bezahlen muß, und der dem Geringsten unter ihnen gewiß am wenigsten etwas schuldig bleiben will, dies Loch ungestopft ließe. Aber, das sind unnütze Reden! Der Junge wird so wenig rein aus diesem Prozeß hervorgehen, wie deine Mutter lebendig aus ihrer Gruft. Von dem kommt mir nun und nimmer ein Trost, darum vergiß du nicht, was du mir schuldig bist, halte du deinen Schwur, damit ich den meinigen nicht zu halten brauche! Er geht, kehrt aber wieder um. Ich komme heut abend erst spät zu Hause, ich gehe zu dem alten Holzhändler ins Gebirge. Das ist der einzige Mann, der mir noch, wie sonst, in die Augen sieht, weil er noch nicht von meiner Schande weiß. Er ist taub, keiner kann ihm was erzählen, ohne sich heiser zu schreien, und auch dann hört er alles verkehrt, darum erfährt er nichts. Ab.

    Torna su

    Zweite Szene

    KLARA allein. O Gott, o Gott! Erbarme dich! Erbarme dich über den alten Mann! Nimm mich zu dir! Ihm ist nicht anders zu helfen! Sieh, der Sonnenschein liegt so goldig auf der Straße, daß die Kinder mit Händen nach ihm greifen, die Vögel fliegen hin und her, Blumen und Kräuter werden nicht müde, in die Höhe zu wachsen. Alles lebt, alles will leben, tausend Kranke zittern in dieser Stunde vor dir, o Tod, wer dich in der beklommenen Nacht noch rief, weil er seine Schmerzen nicht mehr ertragen konnte, der findet sein Lager jetzt wieder sanft und weich, ich rufe dich! Verschone den, dessen Seele sich am tiefsten vor dir wegkrümmt, laß ihm so lange Frist, bis die schöne Welt wieder grau und öde wird, nimm mich für ihn! Ich will nicht schaudern, wenn du mir deine kalte Hand reichst, ich will sie mutig fassen und dir freudiger folgen, als dir noch je ein Menschenskind gefolgt ist.

    Torna su


    DER KAUFMANN WOLFRAM tritt ein. Guten Tag, Jungfer Klara, ist Ihr Vater nicht zu Hause?
    KLARA. Er ist eben fortgegangen.
    WOLFRAM. Ich komme – – meine Juwelen haben sich wiedergefunden.
    KLARA. O Vater, wärst du da! Er hat seine Brille vergessen, dort liegt sie! Daß ers bemerkte und umkehrte! Wie denn? – Wo? – Bei wem?
    WOLFRAM. Meine Frau – Sag Sie mir aufrichtig, Jungfer, hat Sie nicht auch schon etwas Wunderliches über meine Frau gehört?
    KLARA. Ja!
    WOLFRAM. Daß sie – Er deutet auf die Stirn. Nicht wahr?
    KLARA. Daß sie nicht recht bei sich ist, freilich!
    WOLFRAM ausbrechend. Mein Gott! Mein Gott! Alles umsonst! Keinen Dienstboten, den ich einmal in mein Haus nahm, hab ich wieder von mir gelassen, jedem habe ich doppelten Lohn gegeben und zu allen Nachlässigkeiten die Augen zugedrückt, um mir ihr Stillschweigen zu erkaufen, dennoch – die falschen, undankbaren Kreaturen! O meine armen Kinder! Bloß euretwegen suchte ichs zu verbergen!
    KLARA. Schelt Er Seine Leute nicht! Die sind gewiß unschuldig! Seit das Nachbarhaus abbrannte, und Seine Frau aus dem geöffneten Fenster dazu lachte und in die Hände klatschte, ja sogar mit vollen Backen ins Feuer hinüber blies, als wollte sie es noch mehr anfachen, seitdem hatte man nur die Wahl, ob man sie für einen Teufel, oder für eine Verrückte halten wollte. Und das haben Hunderte gesehen.
    WOLFRAM. Es ist wahr. Nun, da die ganze Stadt mein Unglück kennt, so wäre es törigt, wenn ich Ihr das Versprechen abfordern wollte, es zu verschweigen. Höre Sie denn! Den Diebstahl, wegen dessen Ihr Bruder im Gefängnis sitzt, hat der Wahnsinn begangen!
    KLARA. Seine eigne Frau –

    [...]

    Torna su

    Vierte Szene

    KLARA allein. Nun sollt ich mich freuen! Gott, Gott! Und ich kann nichts denken, als: nun bist dus allein! Und doch ist mir zumut, als müsse mir gleich etwas einfallen, das alles wieder gut macht!

    Torna su

    Fünfte Szene

    DER SEKRETÄR tritt ein. Guten Tag!
    KLARA hält sich an einem Stuhl, als sollte sie umfallen. Der! O, wenn der nicht zurückgekommen wäre –
    SEKRETÄR. Der Vater ist nicht zu Hause?
    KLARA. Nein!
    SEKRETÄR. Ich bringe eine fröhliche Botschaft. Ihr Bruder – Nein, Klara, ich kann in diesem Ton nicht mit dir reden, mir deucht, Tische, Stühle, Schränke, all die alten Bekannten, – Guten Tag, du! Er nickt einem Schrank zu. Wie gehts? Du hast dich nicht verändert! – um die wir als Kinder so oft herumgehüpft sind, werden die Köpfe zusammenstecken, und den Narren ausspotten, wenn ich nicht schnell einen anderen anschlage. Ich muß du zu dir sagen, wie ehemals, wenns dir nicht gefällt, so denke: der große Junge träumt, ich will ihn aufwecken und vor ihn hintreten und mich Mit Gebärden. hoch aufrichten, damit er sieht, daß er kein kleines Kind mehr vor sich hat, – das war dein Maß im elften Jahr! Er deutet auf einen Schrammstrich in der Tür. – sondern ein gehörig erwachsenes Mädchen, das den Zucker auch dann erreichen kann, wenn er auf den Schrank gestellt wird. Du weißt doch noch? Das war der Platz, die feste Burg, wo er auch unverschlossen vor uns sicher war. Wir vertrieben uns, wenn er dort stand, die Zeit gewöhnlich mit Fliegenklatschen, weil wir den Fliegen, die lustig ab- und zuflogen, das unmöglich gönnen konnten, was wir selbst nicht zu erlangen wußten.
    KLARA. Ich dächte, man vergäße solche Dinge, wenn man hundert und tausend Bücher durchstudieren müßte.

    [...]

    SEKRETÄR. Es ist nicht gegen dich gesagt, daß du seit acht Tagen schwerer atmest, wie sonst, begreif ich wohl, ich kenne deinen Alten. Aber Gott Lob, ich kann deine Brust wieder frei machen, und eben darum bin ich hier. Du wirst deinen Bruder noch heut abend wieder sehen, und nicht auf ihn, sondern auf die Leute, die ihn ins Gefängnis geworfen haben, wird man mit Fingern zeigen. Verdient das einen Kuß, einen schwesterlichen, wenns denn kein anderer sein darf? Oder wollen wir Blindekuh darum spielen? Wenn ich dich nicht in zehn Minuten hasche, so geh ich leer aus, und bekomm noch einen Backenstreich obendrein.
    KLARA für sich. Mir ist, als wär ich auf einmal tausend Jahr alt geworden, und nun stünde die Zeit über mir still, ich kann nicht zurück und auch nicht vorwärts. O, dieser festgenagelte Sonnenschein und all die Heiterkeit um mich her!
    SEKRETÄR. Du antwortest mir nicht. Freilich, das vergaß ich, du bist Braut! O Mädchen, warum hast du mir das getan! Und doch – habe ich ein Recht, mich zu beklagen? Sie ist, wie alles Liebe und Gute, alles Liebe und Gute hätte mich an sie erinnern sollen, dennoch war sie jahrelang für mich, wie nicht mehr in der Welt. Dafür hat sie – Wärs nur wenigstens ein Kerl, vor dem man die Augen niederschlagen müßte! Aber dieser Leonhard –
    KLARA plötzlich, wie sie den Namen hört. Ich muß zu ihm – Das ists ja, ich bin nicht mehr die Schwester eines Diebes – o Gott, was will ich denn noch? Leonhard wird und muß – Er braucht ja bloß kein Teufel zu sein, und alles ist, wie vorher! Schaudernd. Wie vorher! Zum Sekretär. Nimms nicht übel, Friedrich! – Warum werden mir die Beine auf einmal so schwer?
    SEKRETÄR. Du willst –
    KLARA. Zu Leonhard, wohin denn sonst! Nur den einen Weg hab ich auf dieser Welt noch zu machen!
    SEKRETÄR. So liebst du ihn? Dann –
    KLARA wild. Lieben? Er oder der Tod! Wunderts wen, daß ich ihn wähle? Ich täts nicht, dächt ich an mich allein!
    SEKRETÄR. Er oder der Tod? Mädchen, so spricht die Verzweiflung, oder –
    KLARA. Mach mich nicht rasend! Nenne das Wort nicht mehr! Dich! Dich lieb ich! Da! Da! Ich rufs dir zu, als ob ich schon jenseits des Grabes wandelte, wo niemand mehr rot wird, wo sie alle nackt und frierend aneinander vorbei schleichen, weil Gottes furchtbare heilige Nähe in jedem den Gedanken an die anderen bis auf die Wurzel weggezehrt hat!
    SEKRETÄR. Mich? Noch immer mich? Klara, ich habs geahnt, als ich dich draußen im Garten sah!
    KLARA. Hast du? O, der andere auch! Dumpf, als ob sie allein wäre. Und er trat vor mich hin! Er oder ich! O, mein Herz, mein verfluchtes Herz! Um ihm, um mir selbst zu beweisen, daß es nicht so sei, oder ums zu ersticken, wenns so wäre, tat ich, was mich jetzt – In Tränen ausbrechend. Gott im Himmel, ich würde mich erbarmen, wenn ich du wäre, und du ich!
    SEKRETÄR. Klara, werde mein Weib! Ich kam zu dir, um dir noch einmal auf die alte Weise ins Auge zu sehen. Hättest du den Blick nicht verstanden, ich würde mich, ohne zu reden, wieder entfernt haben. Jetzt biet ich dir alles an, was ich bin, und was ich habe. Es ist wenig, aber es kann mehr werden. Längst wäre ich hier gewesen, doch deine Mutter war krank, dann starb sie.
    KLARA lacht wahnsinnig.
    SEKRETÄR. Fasse Mut, Mädchen. Der Mensch hat dein Wort. Das ängstigt dich. Und freilich ists verflucht. Wie konntest du –
    KLARA. O frag noch, was alles zusammenkommt, um ein armes Mädchen verrückt zu machen. Spott und Hohn von allen Seiten, als du auf die Akademie gezogen warst und nichts mehr von dir hören ließest. Die denkt noch an den! – Die glaubt, daß Kindereien ernsthaft gemeint waren! – Erhält sie Briefe? – Und dann die Mutter! Halte dich zu deinesgleichen! Hochmut tut nimmer gut! Der Leonhard ist doch recht brav, alle wundern sich, daß du ihn über die Achsel ansiehst. Dazu mein eignes Herz. Hat er dich vergessen, zeig ihm, daß auch du – o Gott!
    SEKRETÄR. Ich bin schuld. Ich fühls. Nun, was schwer ist, ist darum nicht unmöglich. Ich schaff dir dein Wort zurück. Vielleicht –
    KLARA. O, mein Wort – da! Sie wirft ihm Leonhards Brief hin.
    SEKRETÄR liest. Ich als Kassierer – dein Bruder – Dieb – sehr leid – aber ich kann nicht umhin, aus Rücksicht auf mein Amt – – Zu Klara. Das schrieb er dir denselben Tag, wo deine Mutter starb? Er bezeugt dir ja zugleich sein Beileid über ihren jähen Tod!
    KLARA. Ich glaube, ja!
    SEKRETÄR. Daß dich! Lieber Gott, die Katzen, Schlangen und sonstigen Scheusale, die dir bei der Schöpfung so zwischen den Fingern durchgeschlüpft sind, haben Beelzebubs Wohlgefallen erregt, er hat sie dir nachgemacht, aber er hat sie besser herausgeputzt, wie du, er hat sie in Menschenhaut gesteckt, und nun stehen sie mit deinem Menschen in Reih und Glied, und man erkennt sie erst, wenn sie kratzen und stechen! Zu Klara. Aber es ist ja gut, es ist ja vortrefflich! Er will sie umarmen. Komm! Für ewig! Mit diesem Kuß –
    KLARA sinkt an ihn. Nein, nicht für ewig, nur daß ich nicht umfalle, aber keinen Kuß!
    SEKRETÄR. Mädchen, du liebst ihn nicht, du hast dein Wort zurück –
    KLARA dumpf, sich wieder aufrichtend. Und ich muß doch zu ihm, ich muß mich auf Knieen vor ihm niederwerfen und stammeln: sieh die weißen Haare meines Vaters an, nimm mich!
    SEKRETÄR. Unglückliche, versteh ich dich?
    KLARA. Ja!
    SEKRETÄR. Darüber kann kein Mann weg! Vor dem Kerl, dem man ins Gesicht spucken mögte, die Augen niederschlagen müssen? Er preßt Klara wild an sich. Ärmste! Ärmste!
    KLARA. Geh nun, geh!
    SEKRETÄR für sich, brütend. Oder man müßte den Hund, ders weiß, aus der Welt wegschießen! Daß er Mut hätte! Daß er sich stellte! Daß man ihn zwingen könnte! Ums Treffen wär mir nicht bange!
    KLARA. Ich bitte dich!
    SEKRETÄR indem er geht. Wenns dunkel wird! Er kehrt wieder um und faßt Klaras Hand. Mädchen, du stehst vor mir – – Er wendet sich ab. Tausende ihres Geschlechts hättens klug und listig verschwiegen, und es erst dem Mann in einer Stunde süßer Vergessenheit in Ohr und Seele geschmeichelt! Ich fühle, was ich dir schuldig bin! Ab.

    Torna su

    Sechtse Szene

    KLARA allein. Zu! Zu, mein Herz! Quetsch dich in dich ein, daß auch kein Blutstropfe mehr heraus kann, der in den Adern das gefrierende Leben wieder entzünden will. Da hatte sich wieder was, wie eine Hoffnung, in dir aufgetan! Jetzt erst merk ichs! Ich dachte – Lächelnd. Nein, darüber kann kein Mann weg! Und wenn – Könntest du selbst darüber hinweg? Hättest du den Mut, eine Hand zu fassen, die – Nein, nein, diesen schlechten Mut hättest du nicht! Du müßtest dich selbst einriegeln in deine Hölle, wenn man dir von außen die Tore öffnen wollte – du bist für ewig – O, daß das aussetzt, daß das nicht immer so fortbohrt, daß zuweilen ein Aufhören ist! Nur darum dauerts lange! Der Gequälte glaubt auszuruhen, weil der Quäler einhalten muß, um Odem zu schöpfen; es ist ein Aufatmen, wie des Ertrinkenden auf den Wellen, wenn der Strudel, der ihn hinunterzieht, ihn noch einmal wieder ausspeit, um ihn gleich wieder aufs neue zu fassen, er hat nichts davon, als den zwiefachen Todeskampf! Nun, Klara? Ja, Vater, ich gehe, ich gehe! Deine Tochter wird dich nicht zum Selbstmord treiben! Ich bin bald das Weib des Menschen, oder – Gott, nein! Ich bettle ja nicht um ein Glück, ich bettle um mein Elend, um mein tiefstes Elend – mein Elend wirst du mir geben! Fort – wo ist der Brief? Sie nimmt ihn. Drei Brunnen triffst du auf dem Weg zu ihm – Daß du mir an keinem stehenbleibst! Noch hast du nicht das Recht dazu! Ab.

    Dritter Akt

    Zimmer bei Leonhard.

    Erste Szene

    LEONHARD an einem Tisch mit Akten, schreibend. Das wäre nun der sechste Bogen nach Tisch! Wie fühlt sich der Mensch, wenn er seine Pflicht tut! Jetzt könnte mir in die Tür treten, wer wollte, und wenns der König wäre – ich würde aufstehen, aber ich würde nicht in Verlegenheit geraten! Einen nehm ich aus, das ist der alte Tischler! Aber im Grunde kann auch der mir wenig machen! Die arme Klara! Sie dauert mich, ich kann nicht ohne Unruhe an sie denken! Daß der eine verfluchte Abend nicht wäre! Es war in mir wirklich mehr die Eifersucht, als die Liebe, die mich zum Rasen brachte, und sie ergab sich gewiß nur darein, um meine Vorwürfe zu widerlegen, denn sie war kalt gegen mich, wie der Tod. Ihr stehen böse Tage bevor, nun, auch ich werde noch viel Verdruß haben! Trage jeder das Seinige! Vor allen Dingen die Sache mit dem kleinen Buckel nur recht fest gemacht, damit die mir nicht entgeht, wenn das Gewitter ausbricht! Dann hab ich den Bürgermeister auf meiner Seite, und brauche vor nichts bange zu sein! Zweite Szene

    KLARA tritt ein. Guten Abend, Leonhard!
    LEONHARD. Klara? Für sich. Das hätt ich nun nicht mehr erwartet! Laut. Hast du meinen Brief nicht erhalten? Doch – Du kommst vielleicht für deinen Vater und willst die Steuer bezahlen! Wie viel ist es nur? In einem Journal blätternd. Ich sollte es eigentlich aus dem Kopf wissen!
    KLARA. Ich komme, um dir deinen Brief zurückzugeben! Hier ist er! Lies ihn noch einmal!
    LEONHARD liest mit großem Ernst. Es ist ein ganz vernünftiger Brief! Wie kann ein Mann, dem die öffentlichen Gelder anvertraut sind, in eine Familie heiraten, zu der Er verschluckt ein Wort. zu der dein Bruder gehört?
    KLARA. Leonhard!
    LEONHARD. Aber vielleicht hat die ganze Stadt unrecht? Dein Bruder sitzt nicht im Gefängnis? Er hat nie im Gefängnis gesessen? Du bist nicht die Schwester eines – deines Bruders?
    KLARA. Leonhard, ich bin die Tochter meines Vaters, und nicht als Schwester eines unschuldig Verklagten, der scholl wieder frei gesprochen ist, denn das ist mein Bruder, nicht als Mädchen, das vor unverdienter Schande zittert, denn Halblaut. ich zittre noch mehr vor dir, nur als Tochter des alten Mannes, der mir das Leben gegeben hat, stehe ich hier!
    LEONHARD. Und du willst?
    KLARA. Du kannst fragen? O, daß ich wieder gehen dürfte! Mein Vater schneidet sich die Kehle ab, wenn ich – heirate mich!
    LEONHARD. Dein Vater –
    KLARA. Er hats geschworen! Heirate mich!
    LEONHARD. Hand und Hals sind nahe Vettern. Sie tun einander nichts zu Leide! Mach dir keine Gedanken!
    KLARA. Er hats geschworen – heirate mich, nachher bring mich um, ich will dir für das eine noch dankbarer sein wie für das andere!
    LEONHARD. Liebst du mich? Kommst du, weil dich dein Herz treibt? Bin ich der Mensch, ohne den du nicht leben und sterben kannst?
    KLARA. Antworte dir selbst!
    LEONHARD. Kannst du schwören, daß du mich liebst? Daß du mich so liebst, wie ein Mädchen den Mann lieben muß, der sich auf ewig mit ihr verbinden soll?
    KLARA. Nein, das kann ich nicht schwören! Aber dies kann ich schwören: ob ich dich liebe, ob ich dich nicht liebe, nie sollst dus erfahren! Ich will dir dienen, ich will für dich arbeiten, und zu essen sollst du mir nichts geben, ich will mich selbst ernähren, ich will bei Nachtzeit nähen und spinnen für andere Leute, ich will hungern, wenn ich nichts zu tun habe, ich will lieber in meinen eignen Arm hineinbeißen, als zu meinem Vater gehen, damit er nichts merkt. Wenn du mich schlägst, weil dein Hund nicht bei der Hand ist, oder weil du ihn abgeschafft hast, so will ich eher meine Zunge verschlucken, als ein Geschrei ausstoßen, das den Nachbarn verraten könnte, was vorfällt. Ich kann nicht versprechen, daß meine Haut die Striemen deiner Geißel nicht zeigen soll, denn das hängt nicht von mir ab, aber ich will lügen, ich will sagen, daß ich mit dem Kopf gegen den Schrank gefahren, oder daß ich auf den Estrich, weil er zu glatt war, ausgeglitten bin, ich wills tun, bevor noch einer fragen kann, woher die blauen Flecke rühren. Heirate mich – ich lebe nicht lange. Und wenns dir doch zu lange dauert, und du die Kosten der Scheidung nicht aufwenden magst, um von mir loszukommen, so kauf Gift aus der Apotheke, und stells hin, als obs für deine Ratten wäre, ich wills, ohne daß du auch nur zu winken brauchst, nehmen und im Sterben zu den Nachbaren sagen, ich hätts für zerstoßenen Zucker gehalten!
    LEONHARD. Ein Mensch, von dem du dies alles erwartest, überrascht dich doch nicht, wenn er nein sagt?
    KLARA. So schaue Gott mich nicht zu schrecklich an, wenn ich komme, ehe er mich gerufen hat! Wärs um mich allein – ich wollts ja tragen, ich wollts geduldig hinnehmen, als verdiente Strafe für, ich weiß nicht was, wenn die Welt mich in meinem Elend mit Füßen träte, statt mir beizustehen, ich wollte mein Kind, und wenns auch die Züge dieses Menschen trüge, lieben, ach, und ich wollte vor der armen Unschuld so viel weinen, daß es, wenns älter und klüger würde, seine Mutter gewiß nicht verachten, noch ihr fluchen sollte. Aber ich bins nicht allein, und leichter find ich am Jüngsten Tag noch eine Antwort auf des Richters Frage: warum hast du dich selbst umgebracht? als auf die: warum hast du deinen Vater so weit getrieben?
    LEONHARD. Du sprichst, als ob du die erste und letzte wärst! Tausende haben das vor dir durchgemacht, und sie ergaben sich darein, Tausende werden nach dir in den Fall kommen und sich in ihr Schicksal finden: sind die alle Nickel, daß du dich für dich allein in die Ecke stellen willst? Die hatten auch Väter, die ein Schock neue Flüche erfanden, als sies zuerst hörten, und von Mord und Totschlag sprachen; nachher schämten sie sich, und taten Buße für ihre Schwüre und Gotteslästerungen, sie setzten sich hin und wiegten das Kind, oder wedelten ihm die Fliegen ab!
    KLARA. O, ich glaubs gern, daß du nicht begreifst, wie irgend einer in der Welt seinen Schwur halten sollte!

    Dritte Szene

    EIN KNABE tritt ein. Da sind Blumen! Ich soll nicht sagen, wovon.
    LEONHARD. Ei, die lieben Blumen! Schlägt sich vor die Stirn. Teufel! Teufel! Das ist dumm! Ich hätte welche schicken sollen! Wie hilft man sich da heraus? Auf solche Dinge versteh ich mich schlecht, und die Kleine nimmts genau, sie hat an nichts anderes zu denken! Er nimmt die Blumen. Alle behalt ich sie aber nicht! Zu Klara. Nicht wahr, die da bedeuten Reue und Scham? Hast du mir das nicht einmal gesagt?
    KLARA nickt.
    LEONHARD zum Knaben. Merk dirs, Junge, die sind für mich, ich stecke sie an, siehst du, hier, wo das Herz ist! Diese, die dunkelroten, die wie ein düsteres Feuer brennen, trägst du zurück. Verstehst du? Wenn meine Äpfel reif sind, kannst du dich melden!
    KNABE. Das ist noch lange hin! Ab.

    Vierte Szene

    LEONHARD, Ja, siehst du, Klara, du sprachst von Worthalten. Eben weil ich ein Mann von Wort bin, muß ich dir antworten, wie ich geantwortet habe. Dir schrieb ich vor acht Tagen ab, du kannst es nicht leugnen, der Brief liegt da. Er reicht ihr den Brief, sie nimmt ihn mechanisch. Ich hatte Grund, dein Bruder – Du sagst, er ist frei gesprochen, es freut mich! In diesen acht Tagen knüpfte ich ein neues Verhältnis an; ich hatte das Recht dazu, denn du hast nicht zur rechten Zeit gegen meinen Brief protestiert, ich war frei in meinem Gefühl, wie vor dem Gesetz. Jetzt kommst du, aber ich habe schon ein Wort gegeben und eins empfangen, ja – Für sich. ich wollt, es wär so – die andere ist schon mit dir in gleichem Fall, du dauerst mich, Er streicht ihr die Locken zurück, sie läßt es geschehen, als ob sie es gar nicht bemerkte. aber du wirst einsehen – mit dem Bürgermeister ist nicht zu spaßen!
    KLARA wie geistesabwesend. Nicht zu spaßen!
    LEONHARD. Siehst du, du wirst vernünftig! Und was deinen Vater betrifft, so kannst du ihm keck ins Gesicht sagen, daß er allein schuld ist! Starre mich nicht so an, schüttle nicht den Kopf, es ist so, Mädchen, es ist so! Sags ihm nur, er wirds schon verstehen und in sich gehen, ich bürge dir dafür! Für sich. Wer die Aussteuer seiner Tochter wegschenkt, der muß sich nicht wundern, daß sie sitzenbleibt. Wenn ich daran denke, so steift sich mir ordentlich der Rücken, und ich könnte wünschen, der alte Kerl wäre hier, um eine Lektion in Empfang zu nehmen. Warum muß ich grausam sein? Nur weil er ein Tor war! Was auch daraus entsteht, er hats zu verantworten, das ist klar! Zu Klara. Oder willst du, daß ich selbst mit ihm rede? Dir zu Liebe will ich ein blaues Auge wagen und zu ihm gehen! Er kann grob gegen mich werden, er kann mir den Stiefelknecht an den Kopf werfen, aber er wird die Wahrheit, trotz des Bauchgrimmens, das sie ihm verursacht, hinunterknirschen und dich in Ruhe lassen müssen. Verlaß dich darauf! Ist er zu Hause?
    KLARA richtet sich hoch auf. Ich danke dir! Will gehen.
    LEONHARD. Soll ich dich hinüberbegleiten? Ich habe den Mut!
    KLARA. Ich danke dir, wie ich einer Schlange danken würde, die mich umknotet hätte und mich von selbst wieder ließe und fort spränge, weil eine andere Beute sie lockte. Ich weiß, daß ich gebissen bin, ich weiß, daß sie mich nur läßt, weil es ihr nicht der Mühe wert scheint, mir das bißchen Mark aus den Gebeinen zu saugen, aber ich danke ihr doch, denn nun hab ich einen ruhigen Tod. Ja, Mensch, es ist kein Hohn, ich danke dir, mir ist, als hätt ich durch deine Brust bis in den Abgrund der Hölle hinuntergesehen, und was auch in der furchtbaren Ewigkeit mein Los sei, mit dir hab ich nichts mehr zu schaffen, und das ist ein Trost! Und wie der Unglückliche, den ein Wurm gestochen hat, nicht gescholten wird, wenn er sich in Schauder und Ekel die Adern öffnet, damit das vergiftete Leben schnell ausströmen kann, so wird die ewige Gnade sich vielleicht auch mein erbarmen, wenn sie dich ansieht, und mich, was du aus mir gemacht hast, denn warum könnt ichs tun, wenn ichs nimmer, nimmer tun dürfte? Nur eins noch: mein Vater weiß von nichts, er ahnt nichts, und damit er nie etwas erfährt, geh ich noch heute aus der Welt! Könnt ich denken, daß du – Sie tut wild einen Schritt auf ihn zu. Doch, das ist Torheit, dir kanns ja nur willkommen sein, wenn sie alle stehen und die Köpfe schütteln und sich umsonst fragen: warum das geschehen ist!
    LEONHARD. Es kommen Fälle vor! Was soll man tun? Klara!
    KLARA. Fort von hier! Der Mensch kann sprechen! Sie will gehen.
    LEONHARD. Meinst du, daß ichs dir glaube?
    KLARA. Nein!
    LEONHARD. Du kannst Gott Lob nicht Selbst-Mörderin werden, ohne zugleich Kindes-Mörderin zu werden!
    KLARA. Beides lieber, als Vater-Mörderin! O ich weiß, daß man Sünde mit Sünde nicht büßt! Aber was ich jetzt tu, das kommt über mich allein! Geb ich meinem Vater das Messer in die Hand, so triffst ihn, wie mich! Mich triffst immer! Dies gibt mir Mut und Kraft in all meiner Angst! Dir wirds wohl gehen auf Erden! Ab.

    Fünfte Szene

    LEONHARD allein. Ich muß! Ich muß sie heiraten! Und warum muß ich? Sie will einen verrückten Streich begehen, um ihren Vater von einem verrückten Streich abzuhalten; wo liegt die Notwendigkeit, daß ich den ihrigen durch einen noch verrückteren verhindern muß? Ich kann sie nicht zugeben, wenigstens nicht eher, als bis ich denjenigen vor mir sehe, der mir wieder durch den allerverrücktesten zuvorkommen will, und wenn der ebenso denkt, wie ich, so gibts kein Ende. Das klingt ganz gescheut, und doch – Ich muß ihr nach! Da kommt jemand! Gott sei Dank, nichts ist schmählicher, als sich mit seinen eigenen Gedanken abzanken müssen! Eine Rebellion im Kopf, wo man Wurm nach Wurm gebiert, und einer den andern frißt oder in den Schwanz beißt, ist die schlimmste von allen!

    Sechste Szene

    SEKRETÄR tritt ein. Guten Abend!
    LEONHARD. Herr Sekretär? Was verschafft mir die Ehre –
    SEKRETÄR. Du wirst es gleich sehen!
    LEONHARD. Du? Wir sind freilich Schulkameraden gewesen!
    SEKRETÄR. Und werden vielleicht auch Todeskameraden sein! Zieht Pistolen hervor. Verstehst du damit umzugehen?
    LEONHARD. Ich begreife Sie nicht!
    SEKRETÄR spannt eine. Siehst du? So wirds gemacht. Dann zielst du auf mich, wie ich jetzt auf dich, und drückst ab! So!
    LEONHARD. Was reden Sie?
    SEKRETÄR. Einer von uns beiden muß sterben! Sterben! Und das sogleich!
    LEONHARD. Sterben?
    SEKRETÄR. Du weißt, warum!
    LEONHARD. Bei Gott nicht!
    SEKRETÄR. Tut nichts, es wird dir in der Todesstunde schon einfallen!
    LEONHARD. Auch keine Ahnung –
    SEKRETÄR. Besinne dich! Ich könnte dich sonst für einen tollen Hund halten, der mein Liebstes gebissen hat, ohne selbst etwas davon zu wissen, und dich niederschießen, wie einen solchen, da ich dich doch noch eine halbe Stunde lang für meinesgleichen gelten lassen muß!
    LEONHARD. Sprechen Sie doch nicht so laut! Wenn Sie einer hörte –
    SEKRETÄR. Könnte mich einer hören, du hättest ihn längst gerufen! Nun?
    LEONHARD. Wenns des Mädchens wegen ist, ich kann sie ja heiraten! Dazu war ich schon halb und halb entschlossen, als sie selbst hier war!
    SEKRETÄR. Sie war hier, und sie ist wieder gegangen, ohne dich in Reue und Zerknirschung zu ihren Füßen gesehen zu haben? Komm! Komm!
    LEONHARD. Ich bitte Sie – Sie sehen einen Menschen vor sich, der zu allem bereit ist, was Sie vorschreiben! Noch heut abend verlobe ich mich mit ihr!
    SEKRETÄR. Das tu ich, oder keiner. Und wenn die Welt daran hinge, nicht den Saum ihres Kleides sollst du wieder berühren! Komm! In den Wald mit mir! Aber wohl gemerkt, ich faß dich unter den Arm, und wenn du unterwegs nur einen Laut von dir gibst, so – Er erhebt eine Pistole. Du wirst mirs glauben! Ohnehin nehmen wir, damit du nicht in Versuchung kommst, den Weg hinten zum Hause hinaus durch die Gärten!
    LEONHARD. Eine ist für mich – geben Sie mir die.
    SEKRETÄR. Damit du sie wegwerfen, und mich zwingen kannst, dich zu morden, oder dich laufen zu lassen, nicht wahr? Geduld, bis wir am Platz sind, dann teil ich ehrlich mit dir!
    LEONHARD geht und stößt aus Versehen sein Trinkglas vom Tisch. Soll ich nicht wieder trinken?
    SEKRETÄR. Courage, mein Junge, vielleicht gehts gut, Gott und Teufel scheinen sich ja beständig um die Welt zu schlagen, wer weiß denn, wer gerade Herr ist! Faßt ihn unter den Arm, beide ab.

    Zehnte Szene

    MEISTER ANTON tritt ein. Dir hätt ich etwas abzubitten, aber wenn ichs dir verzeihe, daß du heimlich Schulden gemacht hast, und sie noch obendrein für dich bezahle, so werd ichs mir ersparen dürfen!
    KARL. Das eine ist gut, das andere ist nicht nötig, wenn ich meine Sonntags-Kleider verkaufe, kann ich die Leute, die ein paar Taler von mir zu fordern haben, selbst befriedigen, und das werd ich gleich morgen tun, als Matrose, Für sich. da ists heraus! Laut. brauch ich sie nicht mehr!
    MEISTER ANTON. Was sind das wieder für Reden!
    KARL. Er hört sie nicht zum ersten Mal, aber Er mag mir heute darauf antworten, was Er will, mein Entschluß steht fest!
    MEISTER ANTON. Mündig bist du, es ist wahr!
    KARL. Eben weil ichs bin, trotz ich nicht darauf. Aber ich denke, Fisch und Vogel sollten sich nicht darüber streiten, obs in der Luft oder im Wasser am besten ist. Nur eins. Er sieht mich entweder nie wieder, oder Er wird mich auf die Schulter klopfen und sagen: Du hast recht getan!
    MEISTER ANTON. Wir wollens abwarten. Ich brauche den Gesellen, den ich für dich eingestellt habe, nicht wieder abzulohnen, was ists denn weiter?
    KARL. Ich dank Ihm!
    MEISTER ANTON. Sag mir, hat der Gerichts-Diener, statt dich auf dem kürzesten Weg zum Bürgermeister zu führen, dich wirklich durch die ganze Stadt –
    KARL. Straßauf, straßab, über den Markt, wie den Fastnachts-Ochsen, aber zweifle Er nicht, auch den werd ich bezahlen, eh ich gehe!
    MEISTER ANTON, Das tadle ich nicht, aber ich verbiet es dir!
    KARL. Ho!
    MEISTER ANTON, Ich werde dich nicht aus den Augen lassen, und ich selbst, ich würde dem Kerl beispringen, wenn du dich an ihm vergreifen wolltest!
    KARL. Ich meinte, Er hätte die Mutter auch lieb gehabt.
    MEISTER ANTON. Ich werds beweisen.

    Elfte Szene

    DER SEKRETÄR tritt bleich und wankend herein, er drückt ein Tuch gegen die Brust. Wo ist Klara? Er fällt auf einen Stuhl zurück. Jesus! Guten Abend! Gott sei Dank, daß ich noch her kam! Wo ist sie?
    KARL. Sie ging zum – Wo bleibt sie? Ihre Reden – mir wird Angst! Ab.
    SEKRETÄR. Sie ist gerächt – Der Bube liegt – Aber auch ich bin – Warum das, Gott? – Nun kann ich sie ja nicht –
    MEISTER ANTON. Was hat Er? Was ist mit Ihm?
    SEKRETÄR. Es ist gleich aus! Geb Er mir die Hand darauf, daß Er seine Tochter nicht verstoßen will – Hört Er, nicht verstoßen, wenn sie –
    MEISTER ANTON. Das ist eine wunderliche Rede. Warum sollt ich sie denn – Ha, mir gehen die Augen auf! Hätt ich ihr nicht unrecht getan?

    SEKRETÄR, Geb Er mir die Hand!
    MEISTER ANTON. Nein! Steckt beide Hände in die Tasche. Aber ich werde ihr Platz machen, und sie weiß das, ich habs ihr gesagt!
    SEKRETÄR entsetzt. Er hat ihr – Unglückliche, jetzt erst versteh ich dich ganz!
    KARL stürzt herein. Vater, Vater, es liegt jemand im Brunnen! Wenns nur nicht –
    MEISTER ANTON. Die große Leiter her! Haken! Stricke! Was säumst du? Schnell! Und obs der Gerichtsdiener wäre!
    KARL. Alles ist schon da. Die Nachbarn kamen vor mir. Wenns nur nicht Klara ist!
    MEISTER ANTON. Klara? Er hält sich an einem Tisch.
    KARL, Sie ging, um Wasser zu schöpfen, und man fand ihr Tuch.
    SEKRETÄR. Bube, nun weiß ich, warum deine Kugel traf. Sie ists.
    MEISTER ANTON. Sieh doch zu! Setzt sich nieder. Ich kann nicht! Karl ab. Und doch! Steht wieder auf. Wenn ich Ihn Zum Sekretär. recht verstanden habe, so ist alles gut.
    KARL kommt zurück. Klara! Tot! Der Kopf gräßlich am Brunnenrand zerschmettert, als sie, – Vater, sie ist nicht hinein gestürzt, sie ist hinein gesprungen, eine Magd hats gesehen!
    MEISTER ANTON. Die soll sichs überlegen, eh sie spricht! Es ist nicht hell genug, daß sie das mit Bestimmtheit hat unterscheiden können!
    SEKRETÄR. Zweifelt Er? Er mögte wohl, aber Er kann nicht! Denk Er nur an das, was Er ihr gesagt hat! Er hat sie auf den Weg des Todes hinausgewiesen, ich, ich bin schuld, daß sie nicht wieder umgekehrt ist. Er dachte, als er ihren Jammer ahnte, an die Zungen, die hinter ihm herzischeln würden, aber nicht an die Nichtswürdigkeit der Schlangen, denen sie angehören, da sprach Er ein Wort aus, das sie zur Verzweiflung trieb; ich, statt sie, als ihr Herz in namenloser Angst vor mir aufsprang, in meine Arme zu schließen, dachte an den Buben, der dazu ein Gesicht ziehen könnte, und – nun, ich bezahls mit dem Leben, daß ich mich von einem, der schlechter war, als ich, so abhängig machte, und auch Er, so eisern Er dasteht, auch Er wird noch einmal sprechen: Tochter, ich wollte doch, du hättest mir das Kopfschütteln und Achselzucken der Pharisäer um mich her nicht erspart, es beugt mich doch tiefer, daß du nun nicht an meinem Sterbebett sitzen und mir den Angstschweiß abtrocknen kannst!
    MEISTER ANTON. Sie hat mir nichts erspart – man hats gesehen!
    SEKRETÄR Sie hat getan was sie konnte – Er wars nicht wert, daß ihre Tat gelang!
    MEISTER ANTON. Oder sie nicht!

    Tumult draußen.

    KARL. Sie kommen mit ihr – Will ab.
    MEISTER ANTON fest, wie bis zu Ende, ruft ihm nach. In die Hinterstube, wo die Mutter stand!
    SEKRETÄR. Ihr entgegen! Will aufstehen, fällt aber zurück. O! Karl!
    KARL hilft ihm auf und führt ihn ab.
    MEISTER ANTON. Ich verstehe die Welt nicht mehr!

    Er bleibt sinnend stehen.