Testi Definizione

Andreae Gryphii
Leo Armenius

  • Die Erste Abhandelung
  • Die Andere Abhandelung
  • Die Dritte Abhandelung
  • Die Vierdte Abhandelung
  • Die Fünfte Abhandelung

  • DIE ERSTE ABHANDELUNG

    Erster Eingang

    Michael Balbus / der von Crambe / die zusammen geschworne.

    Mich.: Das Blut / das jhr umbsonst für Thron vnd Cron gewagt /
    Die Wunden / die jhr schier auff allen gliedern tragt /
    Der vnbelohnte dienst / das sorgenvolle Leben /
    Das jhr müß't tag für tag in die rappuse geben /
    Deß Fürsten grimmer Sinn / die zwytracht in dem Stat /
    Die zäncksucht in der Kirch'/ vnd vntrew' in dem Rath /
    Die Vnruh' auf der Burg / O Blumen aller Helden!
    Bestreitten meine Seel / vnd zwingen mich zu melden
    Was nicht zu schweigen ist! Wer sind wir? sind wir die?
    Vor den der Barbar offt gesuncken auf die Knie;
    Vor den sich Saracen vnd Pers vnd der entsetzet
    Der wenn er fleucht vielmehr / alß wenn er steht verletzet?
    Wer sind wir? sind wir die? die offt in staub vnd noth
    Voll blut voll muth vnd geist / gepocht den grimmen Todt?
    Die mit der Feinde fleisch das grosse land bedecket /
    Vnd Sidas vmbgekehrt / vnd in den brandt gestecket
    Was vnß die Waffen bott? vnd schlaffen jetzund eyn /
    Nun jeder über vnß schier wil Tyranne seyn?
    Ihr Helden / wacht doch auff! kan ewre Faust gestehen /
    Daß Reich vnd Land vnd Statt / so wil zu grunde gehen?
    Weil Leo sich in blut der Vnterthanen wäscht
    Vnd seinen geldtdurst stets mit vnsern gütern lescht.
    Was ist der hof nunmehr als eine Mördergruben?
    Als ein Verräther platz? ein Wohnhauß schlimmer Buben.
    Wer artig pflaumen streicht / vnd leugt so viel er kan
    Den zeucht man Fürsten vor: ein vnverzagter Man
    Der ein gerüstet Heer offt in die flucht geschlagen /
    Steht vnerkänt / vnd schmacht! Was nutzt diß weiche klagen?
    Nichts! wo ein Weiberhertz in ewrem busen steckt!
    Viel; wo ein Helden muth / den keine furcht erschreckt!
    Wer zaghafft: hat von mir zu wenig angehöret /
    Ein Held; nur mehr denn viel doch hat ein Weib verstöret
    Nicht vnlängst wie euch kundt die Kayserliche Macht /
    Die Mutter hat jhr Kind vom Stul in Kärcker bracht /
    Da es in höchster quaal das Leben mußte schliessen /
    Als jhm der Augen paar ward grimmig außgerissen.
    Diß that ein schwacher Arm. Was rühmen wir vns viel.
    Iren' ist preisens werth. Cramb. Es rühme wer da wil!
    Schaw Held! hier ist ein Schwerdt / vnd diese Faust kan stechen /
    Vnd schneiden / wenn es noth / vnd Printzen Köpfe brechen.
    Was ist ein Printz? ein Mensch! vnd ich so gut als er!
    Ja besser! wann nicht ich / wenn nicht mein degen wer /
    Wo bliebe seine Cron? die liechten Diamanten /
    Das purpur guldne Kleidt / die Schaaren der Trabanten /
    Der Zepter tockenwerck / ist eine leere pracht.
    Ein vnverzagter Arm ists / der den Fürsten macht /
    Vnd wo es noth / entsetzt: I. Verschw. O Richter aller sachen!
    Muß endlich deine Rach aus jhrem traum erwachen!
    So ists! sie tagt vnß aus wenn mans am minsten denckt!
    Wer ist / dem nicht bewust / was meine Seele kränckt /
    Vnd Hertz vnd Leber nagt! das redliche Gemüte /
    Der mehr denn fromme Fürst / das Bild der linden güte.
    Der trawte Michael / must alß der Löw entbrant
    Vnd jhn mit grimmer list vnd toller macht anrant /
    Ablegen Stab vnd Cron. Er ließ den Purpur fahren /
    Vnd kiest ein härin Kleid / in meinung bey Altaren
    Den Rest der kurtzen zeit zu liefern seinem Gott!
    Nein! Leo der auf nichts entbrant als mordt vnd spott
    Er brach die einsamkeit / vnd bann't auß Kirch vnd Reichen
    Den / der sich vor jhm zwang vom Stuel in staub zu weichen.
    Er must auf Proten zu der dieses grosse Landt
    In sein gebiette schloß / den schloß ein enger Sandt /
    Den jeden Augenblick / die wüßte See abspület!
    Sein Sohn Theophilact! was hat er nicht gefühlet?
    Alß man was mänlich war von seinen Lenden riß
    Vnd jhm deß Brudern glied ins Angesichte schmiß!
    Brich an gewündschter tag / den so viel tausend trähnen /
    So mancher Seufftzer macht / so viel betrübte sehnen
    Herfordern! O brich an! mein leben mag vergehn!
    Kan nur mein fuß zuvor auff deinem Kopffe stehn
    Du Bluthund. Du Tyrann / kan ich den frevel rechen!
    So mag mich auf dem platz ein schneller spieß erstechen.
    II. Verschw. Er leide was er that!4) der tag bricht freylich an.
    Wofern deß Menschen geist / was künfftig / rathen kan /
    Wofern die weise Seel kan auß dem kärcker dringen
    In den sie fleisch vnd noth vnd zeit vnd Arbeit zwingen /
    Vnd durch die Lüffte gehn gefiedert mit verstandt
    Vnd was verborgen schawn: so muß der zwinge-landt
    Eh' alß noch jemand denckt / dem Schwerdt zur beutte fallen.
    Mich dünckt ich höre schon die Rachtrompet erschallen!
    Mich. Was hat die red' auff sich? 2. Verschw. das prächtige gemach /
    Das oben auff der Burg von grund auf biß ans Dach
    Mit Alabaster / Ertz vnd Marmor aufgeführet /
    Wird nicht so sehr durch Gold / vnd reichen pracht geziehret /
    Als hoher Sinnen Schrifft. manch altes Pergament
    Stelt vns die Helden vor die Pers vnd Scythe kennt
    Die vor das Vaterland jhr Leben auffgesetzet
    Vnd mit der Feinde Blut das stoltze Schwerdt genetzet.
    Was kan die feder nicht / die den das Leben giebt
    An welchem Todt vnd zeit hat jhre macht verübt!
    Man kan der Sonnen lauff / der Sternen schnelles wesen /
    Der Kräutter eigenschafft auf tausend blättern lesen.
    Der Griechen jhre Kunst / der weiten Länder art
    Vnd was ein Mensch erdacht / wird in Papier verwahrt /
    Was mehr noch / wie man kan / diß was verborgen wissen /
    Vnd wie vnd wenn ein Mensch sein Leben werde schliessen.
    Vor andern hab ich offt / vnd zwar nicht sonder frucht /
    Ein vnbekandtes werck voll Malerey durchsucht.
    In welchem / wie man meynt / was jeder Fürst getrieben /
    Der diesen Thron besaß durch zeichen aufgeschrieben:
    Wie lange dieses Reich werd' in der blüthe stehn:
    Wie künfftig jeder Printz werd' auff vnd vnter gehn.
    Man lernt auß dem die Angst / die bürde die vns drücket /
    Das mittel / das die noth / in der wir fest' / entstricket.
    Der Löw verwichner zeit bekräfftigt was man glaubt /
    Die Jahre weisen den / der alles würgt vnd raubt.
    Das weise Buch zeigt vnß ein ebenbild deß Löwen /
    Der mit entbrantem Muth vnd Klawen scheint zudräwen /
    Er wirfft die förder-Füß / als rasend in die Lufft /
    Das haar fleugt vmb den Kopff; ja das gemälde rufft
    Von seiner grausen arth / die hellen Augen brennen
    Erhitzt von tollem Zorn / die Leffz' ist kaum zu kennen
    Für schaum vnd frischem Blut / das auff die erden rint /
    In dem er biß auff biß vnd mord auf mord begint.
    Was mag wol klarer seyn? den starcken rücken decket /
    Ein purpur rothes Creutz / wodurch ein Jäger stecket
    Mit mehr denn schneller Hand ein scharff geschliffen schwert /
    Das durch haut fleisch vnd bein biß in das hertze fährt.
    Jhr kent das rawe thier: das Creutz ist Christus zeichen:
    Ehr sein Geburtstag hin / wird dieser Löw erbleichen.
    Mich. Ich wil der Jäger seyn; wer für gut Ehr vnd Landt
    Vnd leben mit mir steht / wer seinen geist zu pfand /
    Vor ruhm vnd freyheit setzt / wer mutig was zu wagen /
    Wer die so herbe last vnlustig mehr zu tragen /
    Wer Rach' vnd lohn begehrt / wer todt vnd ewigkeit
    Mit füssen tretten kan / der steh' in dieser zeit
    Mit Rath vnd händen bey / vnd helff auf mittel spüren
    Den anschlag ohn verzug vnd Argwohn außzuführen.
    Cramb. Wir gehn wohin du ruffst. Mich. Ich schwere Leib vnd blut
    Zu wagen für das Reich / vnd das gemeine Gutt.
    Thut was jhr nötig acht'. Cramb. Gib her dein Schwerdt. Wir schweren
    Deß Fürsten grimme Macht in leichten staub zu kehren.

    Der Ander Eingang

    Leo Armenius. Exabolius. Nicander.

    Leo. So nimbt er weder rath noch warnung mehr in acht?
    Exab. So ists? Vermahnen / Bitt vnd drewen wird verlacht.
    Er laufft wie wenn ein Pferd die ziegel hat durchrissen /
    Wie eine strenge bach / wenn sich die ström ergiessen
    Vnd Häuser / Bäum' vnd Vieh' hin führen in die See,
    Sein muth wächst mehr vnd mehr / vnd (wo ich was versteh')
    Er hat ein grösser werck / mit andern vorgenommen /
    Als vns vor dieser zeit je ist zu ohren kommen.
    Leo. Trewloser aberwitz! mehr denn verfluchter Mann!
    Vndanck dem Laster selbst kein Laster gleichen kan!
    Durchteufeltes gemüth! vermaledeyte sinnen!
    Die keine Redligkeit noch wolthat mag gewinnen!
    Hab ich dich tollen hund vom koth' in hof gebracht?
    Vnd auf selbst eigner Schoß berühmbt vnd groß gemacht!
    Hat vns die kalte Schlang / die jetzund sticht / betrogen.
    Ist dieser Basilisc' an vnsrer Brust erzogen.
    Warumb hat man dich nicht erwürgt auf frischer that /
    Eh man die Vntrew noch entdeckt dem grossen raht?
    Hat vnß der hohe muth / vnd der verstand bethöret?
    Stärckt ich den Arm der sich nun wider vnß empöret?
    Was ist ein Printz doch mehr alß ein gekrönter Knecht
    Den jeden Augenblick was prächtig vnd was schlecht
    Mit hand vnd mund verletzt. den stets von beyden seiten
    Neyd / Vntrew' Argwohn / Haß / Schmertz / Angst vnd furcht bestreitten.
    Wehm traw't er seinen Leib / weil er die lange Nacht
    In lauter sorgen theilt / vnd für die Länder wacht /
    Die mehr auff seinen Schmuck' als rawen kummer sehen /
    Vnd (weil jhn mehr nicht frey) was ruhm verdienet / schmähen.
    Wen nimbt er auf den Hoff? den der sein Leben wagt /
    Bald für / bald wider jhn / vnd jhn vom hofe jagt /
    Wenn sich das spiel verkehrt. Man muß den todtfeind ehren /
    Mit blinden Augen sehn / mit tauben ohren hören.
    Man muß / wie sehr das Hertz von zorn vnd eyver bren't
    In worten sittsam seyn / vnd den / der Regiment
    Vnd Cron mit füssen tritt / zu Ehrenämptern heben;
    Wie offt ist diese schuld dem Lästerer vergeben!
    Wie offt! was klagen wir! hie hilfft kein klagen nicht /
    Nur ein geschwinder Rath: Nicand. Brich eh' er selber bricht:
    Leo. Wer wird nicht wenn er stürb' ohn Vrtheil jn beklagen.
    Nic. Ein Printz muß nicht so viel nach leichten worten fragen!
    Leo. Ein leichtes wort richt offt nicht leichten auffruhr an.
    Volck / Haubtman / Roß vnd Knecht siht nur auf diesen Mann.
    Exabol. Man stell jhn auf der Burg gebunden für gerichte.
    Leo Wie? wenn er wie vorhin die klagen macht zu nichte?
    Exabol. Die auflag ist zu klar! Leo. Nechst auch / doch kam er loß.
    Nicand. Drumb schnaubt er Rach' vnd Mord. Leo. sein anhang ist zu groß.
    Exabol. Wen man den Kopff abschlegt / den kan kein glid mehr schaden.
    Leo. Ich würde vieler haß vnd feindschafft auff mich laden.
    Exab. Man sieht nach keinem haß / wen's Cron vnd Zepter gilt.
    Leo. Er hat Sud / Ost vnd West mit seinem Ruhm erfüllt.
    Exabol. Itzt wird Sud / Ost vnd West verfluchen sein verbrechen.
    Leo. Wo fern nur Ost vnd West nicht seine Straffe rechen.
    Exabol. Ein vogel fleucht den baum / auf den der donner schlägt.
    Leo. Der grosse wüste wald wird durch den schlag bewegt.
    Exabol. Bewegt vnd auch erschröckt. Man lernt die Klippen meiden
    An der ein frembder Mast hat müssen schiffbruch leiden.
    Leo. Er hat den knopf deß schwerdts / wir leider nur die scheid.
    Exabol. Halt fest eh' alß er sticht. Es heist schneid oder leid.
    Leo. Wer wird die freche Faust in eisen schliessen können?
    Exab. Wo keine stärcke gilt / muß man der list was gönnen.
    Nicand. Man greif jhn vnversehns / so bald er herkompt / an.
    Leo. Vngerne stehn wir zu / was man nicht ändern kan.
    Wir fühlen diß Gemüt durch seine schuld bestritten /
    Wir hören sein Verdienst für sein verbrechen bitten.
    Die übergrosse gunst / die wir jhm offt erzeigt /
    Der Marmor harte Muth den kein ermahnen neigt /
    Erhitzen vnsern zorn. Vnß jammert seiner stärcke.
    Doch vnser geist ergrimm't / dafern wir seine wercke
    Nur überhin besehn! Es muß gedonnert seyn /
    Nun jhn kein plitzen schreckt: red' jhm noch einmahl eyn.
    Er soll auff vnser wort in dem Palast erscheinen.
    Wo er zu ändern ist / wo / (wie wir kaum vermeinen)
    Er seine schuld erkennt' vnd den / den er verletzt /
    Mit ernster demuth ehrt wird hier kein schwerd gewetzt.
    Wo fern er / (wie gewohnt) das alte lied wil singen.
    Nicander / Mach jhn fest. der stoltze Kopff mag springen.
    Der sich nicht beugen kan.

    Reyen der Höfflinge

    Satz


    Das Wunder der Natur / das überweise Thier
    Hat nichts das seiner zungen sey zugleichen
    Ein wildes Vieh' entdeckt mit stummen zeichen
    Deß innern hertzens sinn; mit worten herrschen wir!
    Der Türme Last vnd was das Land beschwert.
    Der Schiffe baw' vnd was die See durchfährt /
    Der Sternen grosse krafft /
    Was Lufft vnd flamme schafft /
    Was Chloris läst in jhren gärtten schawen /
    Was das gesetzte Recht von allen Völckern wil.
    Was Gott der welt lies von sich selbst vertrawen;
    Was in der blütte steht was durch die zeit verfiel
    Wird durch diß werckzeug nur entdecket.
    Freundschafft / die todt vnd ende schrecket /
    Die Macht / die wildes Volck zu sitten hat gezwungen /
    Deß Menschen leben selbst; beruht auf seiner zungen.

    Gegensatz

    Doch / nichts ist das so scharff / als eine zunge sey!
    Nichts das so tief vns arme stürtzen könne.
    O daß der Himmel stumm zu werden gönne!
    Dem / der mit worten frech; mit reden / viel zu frey;
    Der städte grauß / das leichen volle feldt /
    Der schiffe brandt / das Meer durch blutt verstellt.
    Die Schwartze Zauberkunst /
    Der eiteln Lehre dunst /
    Die macht durch gifft / den Parcen vorzukommen:
    Der Völcker grimmer haß / der vngehewre Krieg.
    Der zanck der Kirch' vnd Seelen eingenommen /
    Der Tugend vntergang / der grimmen Laster sieg /
    Ist durch der zungen macht gebohren:
    Durch welche Lieb vnd trew verlohren.
    Wie manchen hat die Zung' in seine grufft gedrungen!
    Deß Menschen Todt beruht auff jedes Menschen zungen.

    Zusatz

    Lernt / die jhr lebt / den zaum in ewre Lippen legen!
    In welchen heil vnd schaden wohnet /
    Vnd was verdammt / vnd was belohnet.
    Wer nutz durch wortte such't / sol jedes wort erwegen.
    Die Zung ist dieses Schwerdt
    So schützet vnd verletzt.
    Die flamme so verzehrt
    Vnd eben wol ersetzt.
    Ein Hammer welcher bawt vnd bricht /
    Ein Rosenzweig / der reucht vnd sticht /
    Ein strom der träncket vnd erträncket:
    Die Artzney welch' erquickt vnd kräncket.
    Die bahn: auf der es offt gefehlet vnd gelungen.
    Dein Leben / Mensch / vnd todt hält stäts auf deiner Zungen.

    DIE ANDERE ABHANDELUNG

    [...]

    Der Ander Eingang

    Leo. Die Richter

    Leo. Das wild ist in dem garn! sein vntrew grim vnd schuld
    Bricht offentlich hervor. die Gütte der geduldt
    Die er so offt gepocht rufft starck nach recht vnd rache.
    Was dünckt Euch zu dem fall? I. Richt. Es ist ein ernste sache
    Vnd überlegens werth. Wenn man sein wort betracht
    Das er nicht leugnen kan / wenn man der waffen macht
    Die jhm zu dinste steht / wenn man sein vieles schmehen
    Vnd offt-vergebnen fall was näher wil besehen:
    So ist es mehr denn klar daß er den Halß verschertz't /
    Wenn man im gegentheil den grossen muth behertz't /
    Den vnverzagten sinn; die Ruhm verdienten wunden
    Durch die er so viel gunst bey so viel Seelen funden;
    Ja weil noch nicht entdeckt / wer sich mit jhm verband
    Weil er mit wortten nur / nicht mit bewehrter hand
    Gefrevelt / dunckt mich sey es mehr denn hoch von nöthen
    Zu dencken / wie / vnd wo. vnd wann er sey zu tödten.
    Sol jhn das leichte volck sehn auf den Richtplatz gehn
    Gebunden vnd geschleifft. sol er gefesselt stehn
    Da wo man tausend Heer / vnd tausend rühmen hören
    Sein offt bekräntz'tes Haupt / da er mit höchsten ehren
    Nur nicht den Thron bestieg? diß sieht gefährlich auß!
    Wird das bewegte Volck / vnd die so seinem Hauß
    Durch gunst vnd nutz verknüpfft diß ohn' entsetzung schawen?
    Was wird das Läger nicht / auf das er pflegt zu trawen /
    Das jhm zu dinste steht; was wird die frembde macht
    Die / was er hieß verricht / vnd der so vmb vns wacht
    Bey diesem fall nicht thun? was werden die nicht wagen
    Die zweyfels ohn verpflicht hand mit jhm anzuschlagen?
    Glaubt diß; wer bey jhm hält / wer in dem bunde fest
    Wird suchen was die noth / was hoffnung suchen läst /
    Vnd warumb wil man nicht zuvor durch strenges recken
    Jhn zwingen vns den grund deß anschlags zu entdecken?
    II. Richt. Er hat den todt verdient. ein jeder gibt es zu!
    Er sterbe! Morgen? ja! jhr sagts! warumb nicht nu?
    Man eylt hier nicht zu viel. wann man so hart beladen:
    Kan auch ein Augenblick mehr denn erträglich schaden.
    Er ist noch keiner that / (so spricht man) überzeugt!
    Er ist vmb wort in hafft. der / den der Rauch betreugt
    Irr't trefflich sonder liecht! wol't jhr sein werck besehen /
    So seht auf seinen mund. wo fern so grimmes schmehen
    Noch keiner straffe werth: so stelt euch endlich vor
    Daß er auffs Keysers todt leichtfertig sich verschwor.
    Wolt jhr / biß daß der Fürst durch seinen mord geblieben /
    Biß jhr mit jhm erwürgt / das lange Recht aufschieben?
    Verziht biß Michael die straffe recht verdient
    Glaubt man den Printzen nichts von aufruhr / biß sie hin?
    III. Richt. Das Volck / es ist nicht ohn / ist leichtlich zu bewegen.
    Doch darff man in der Statt kein newes blutrecht hegen.
    Der ort gesetzter pein / das Leichenvolle feldt
    Da vor gemeine schuld man pfahl vnd holtz aufstellt.
    Der trüben hörner klang / der Hencker mord gepränge
    Schreck't Geister sonder witz / ist vnß der hoff zu enge?
    Man straffe wo gefehlt. der Fürst. dem wenig gleich
    An tugend sieg vnd ruhmb / der dieses grosse Reich
    Den Stuel diß newe Rom / auf alten grauß versetzet.
    Hat / alß jhn auf sein Blutt das geyle Weib verhetzet.
    Die Mutter / die jhr Kind / nicht mütterlich / geliebt
    Von Heilgem zorn entbrannt / hier rechte rach verübt.
    Auf seine wort / verging in siedend heissem bade
    Die brandstätt toller brunst / die fraw der Länder schade /
    Der Menschen hohn vnd fluch / der schandfleck jhrer zeit
    Der grewel der Natur / den jedermann anspey't.
    Vnd jedes Kind verflucht. Man kan nicht strenge schelten /
    Nicht new' / vnd vnerhört was Constantin hies gelten.
    IV. Richt. Man schlägt die folter für! ich achte / sonder nutz!
    I. Richt. Die strenge frage dempft der hohen geister trutz /
    IV. Richt. Nicht stets / bey jedem nicht: hie wird vnß glüend eisen /
    Pech / fackel / siedend Öl vnd bley kein mittel weisen
    Zu finden was man sucht. I. Richt. Viel haben viel bekand /
    Gedrängt durch flam' vnd strick. IV. Richt. viel haben streich vnd brand
    Vnd schraub vnd stein verlacht. last jhn auf räder strecken!
    Ich zweifel ob er vnß aufrichtig werd entdecken
    Was uns zu forschen noth! V. Richt. Man kan nicht sicher gehn
    Auf gründen die allein fest auf der folter stehn.
    Wer weiß nicht daß man offt / auß haß / auß lust zu leben
    Den / der nicht schuldig war vnredlich angegeben?
    I. Richt. Philotas / als das blut auß allen gliedern floß
    Gab / wie behertzt er war / sich scharffen geisseln bloß /
    VI. Richt. Hat Hippias nicht selbst der freunde sich beraubet:
    Als er dem falschen schwur deß hart-gequälten glaubet?
    Man rümbt das weib von Rom / die sich zureissen ließ /
    Vnd die / die in der quaal die zung' in stücken bieß /
    VII. Richt. Wie? wenn er allen grim der Marter überwünde!
    Vnd steiff vnd vnverzagt auf trotzem schweigen stünde?
    Denckt was das auff sich hab'. VIII. Richt. auch scheint es / wenn die pein.
    Nach hohen Köpffen greifft: als fiele zweifel ein.
    Als wenn die schuld nicht klar / alß were man bemühet
    Vmb vrsach jhrer noth / die man vor augen siehet.
    Die er nicht läugnen kan. wo jemand bey jhm hält
    Dem wird sein vntergang zuschrecken vorgestellt:
    Das mächtig in den weg / die so verirr't zu bringen
    Die sein entdecken leicht kan ins verzweifeln dringen /
    Verzweifeln zu was mehr. IX. Mit kurtzem; was jhr thut /
    Thut bald. anfänglich läscht / vielmehr ein tropffe blut
    Denn eine fluth zu letzt. I. Richt. Ich stim' es. II.Ich. III. wir alle.
    IV. Vnd wir. V. Wer sich zu hoch erheben wil der falle.
    VII. Setzt jhm den Holtzstoß auff. VIII. Dem Morder. IX. plötzlich. VI. bald.
    I. Er brenn' vnd seine pracht / die rasende gewalt
    Vergeh' in Asch'. II. Er brenn'. III. Er bren'. IV. Er brenn' vnd schwinde!
    V. Vnd werd' ein dampff der lufft vnd gauckelspiel der winde.
    Leo. Jhr schliesset seinen todt. VI. den längst verdien'ten lohn.
    Leo. Verfaßt den Spruch! Er sterb alhier mit minder hohn.
    Vnd mehrer sicherheit! der vns das Leben giebet
    Der durch die Hertzen sieht / weiß wie wir jhn geliebet: Er kennt' der alles kennt' wie hoch wir jhn belohnt!
    Wie offt wir seiner schuld auß trewer gunst verschon't.
    Wie stoltz Er vnß gepocht! wie frech Er vnß gefluchet /
    Wie offt er seinen Ruhmb durch vnsre schmach gesuchet.
    Wie hart sein vntergang vnß diesen geist beschwer'
    Wie scharff sein herber todt vnß Hertz vnd Seel außzehr'
    Doch jhr: diß Reich! das Recht: vnd vnser blut vnd leben /
    Die zwingen vnß den Mann den flammen hin zu geben.
    Richter. das Vrtheil ist gestell't! rufft den beklagten ein!
    Leo. O Wechsel dieser zeit! verkehrte pracht in pein!


    [...]

    Der Vierdte Eingang
    Leo

    Diß ist's was Wir vnd Er so lange zeit gesuchet!
    Itzt fühlt sein geist was vnß sein frecher mund gefluchet!
    So recht! Er ist gestürtzt! das heißt den Thron gestütz't.
    Den feind in grauß zermalmmt / sich vnd sein blut geschütz't /
    Den vndanck abgestrafft / den frevel überwunden
    Den Neyd in koth gedruckt / Verleumbdung angebunden.
    Itzt sind wir Herr vnd Fürst / vnd führen Cron vnd stab /
    Vnd halten in der Faust was vns der Nahme gab /
    Wir / die ein Knecht vorhin vnd diener vnsers Sclaven.
    Itzt sinckt sein Kahn zu grund / vnd Leo find't den Haven!
    So donnert wenn man euch nach Cron vnd Zepter steht
    Jhr die jhr vnter Gott / doch über Menschen geht.
    Hier spiegelt euch / die jhr zu dienen seyd gebohren;
    Vnd den / der herrschen sol / wol't leiten bey den ohren.
    Verwegenheit greifft offt dem Löwen in die har /
    Doch wenn sie sicher wird / vnd jhn nun gantz vnd gar
    Vor einen Hasen schätzt / läst er die scharffen klawen
    Den auffgesperr'ten schlund / die hartten zähne schawen.
    Vnd reiß't was auf jhn tratt! wie thöricht aber ist
    Der über tausend schaff't / vnd einen auß erkiest.
    Dem er sein gantzes Hertz / vnd alle wündsch' entdecket
    Vnd die gewalt vertrawt / mit der er länder schrecket /
    Vnd letzlich' Fürsten selbst wer jemand auff den Thron
    An seine seiten setz't ist würdig daß man Cron
    Vnd Purpur jhm entzih'. Ein Fürst vnd eine Sonnen
    Sind vor die welt vnd Reich'. Hat je ein Heer gewonnen
    Das mehr denn einer führt. Jedoch was reden wir?
    Wem traw't man! wandeln wir alß frey von angst alhier /
    Weil er noch Athem schöpfft durch dessen todt wir leben?
    Hochnötig; daß wir selbst / persönlich achtung geben /
    Wie diese Pest vergeh' / vnß hat die zeit gelehr't
    Daß der betrogen wird / der nicht mehr siht als hört.
    Vnd daß kein schawspiel sey so schön im rund der Erden:
    Alß wenn / was mit der glutt gespiel't / muß Aschen werden.

    Der Fünfte Eingang

    Leo. Theodosia

    Theo. Mein licht! Leo. Mein trost! Theo. Mein Fürst! Leo. Mein Engel Theo. Meine Sonn'.
    Leo. Mein Leben. Theo. Meine lust! Leo. Mein auffenthalt vnd wonn'.
    Wie so betrübt mein Hertz! Theo. was hat mein Fürst beschlossen?
    Ach leider! ist nunmehr nicht bluts genung vergossen?
    Leo. Nicht bluts genung / wenn man nach vnserm blute tracht.
    Theod. Durch blut wird vnser Thron befleckt vnnd glatt gemacht.
    Leo. So trägt ein frembder schew denselben zubesteigen.
    Theod. Vnd er muß endlich sich auf nassen grunde neigen.
    Leo. Die nässe trucknet man mit flam' vnd aschen aus.
    Theo. Die leichtlich vnser Hauß verkehrt in staub vnd graus.
    Leo. Diß Hauß wird stehn / dafern deß Hauses feinde fallen.
    Theo. Wo nicht jhr fall verletz't die dieses Hauß vmbwallen.
    Leo Vmbwallen mit dem schwerd. Theo. Mit dem sie vns beschütz't.
    Leo Das sie auff vns gezuckt? Teo. die vnsern stuel gestütz't.
    Leo Die vnter disem schein den stuel gesucht zu stürtzen.
    Theo. Wer kan der Fürsten zeit / wenn Gott nicht wil / verkürtzen?
    Leo Gott wacht für vns vnd heist vns selbst auch wache seyn.
    Theo. Wenn Gott nicht selber wacht schläfft jeder wächter eyn!
    Leo Ja freylich schläft der Fürst der nicht den ernst läst schawen.
    Theo. Wo gar zu grosser ernst / ist nichts alß furcht vnd grawen.
    Leo Der ernst ist nicht zu groß ohn den kein Reich besteht.
    Theo. Der ernst ist viel zu groß / durch den das Reich vergeht.
    Leo Nicht durch deß Schelmen todt / den nur der todt kan bessern.
    Theo. Ein Pflaster heilt offt mehr / denn viel mit flam' vnd messern.
    Leo Hier hilfft kein Pflaster mehr! was hab ich nicht versucht.
    Theo. Der höchste strafft nicht bald / wenn jemand etwan flucht.
    Leo Wer spricht nicht daß ich mehr denn nur zuviel geschonet?
    Theo. Der / der nicht lieber strafft / als hoher tugend lohnet.
    Leo Ich habe mehr belohnt alß zubelohnen war.
    Theo. Ein Fürst gibt nicht zuviel / gibt er gleich jahr für jahr.
    Leo Mag noch was übrig seyn das ich jhm nicht gegeben?
    Theo. Ach ja. Leo sag an / was ists. Theo. sehr viel. Leo was ists. Theo. das Leben.
    Leo Das leben / dem der nichts alß meiner liebsten noth /
    Der Kinder vntergang / vnd seines Fürsten todt
    Mit ernstem Eyver sucht / auff dessen grause sünden
    Man nicht recht gleiche straff vnd Vrtheil weiß zu finden.
    Theo. Gnad überwigt / was nicht die straff erheben kan:
    Leo Die wage reißt entzwey / wenn man kein Recht sieht an.
    Theo. Das Recht hat seinen gang / last gnad' jhm nun begegnen.
    Leo Der Himmel wil das Haupt / das Laster abstraff't / segnen.
    Theo. Vnd diesem günstig seyn / das leicht die schuldt vergibt.
    Leo Nicht dem / der Gott vnd Mich vnd dich so hoch betrübt.
    Theo. Wie herrlich stehts wenn man guts thut vnd böses leidet!
    Leo Wie thörlich! wenn man sich die gurgel selbst abschneidet.
    Wenn man das Waldschwein das mit so viel schweiß gehetz't /
    Vnd in dem garn verstrickt / auff freye wiesen setz't!
    Theo. Man kan die schlange selbst1) durch gütte so bewegen /
    Daß sie die grause gifft pflegt von sich abzulegen.
    Der wilden hölen zucht / der strengen Löwen art /
    Vnd was die wüßte klipp' in jhrem schoß verwahrt
    Legt / wenn der linde Mensch es nicht zu rawe handelt /
    Die grimmig' vnart ab / vnd wird in zahm verwandelt.
    Leo Man kan / es ist nicht ohn / ein blut begierig Thier
    Gewöhnen daß es spiel vnd nieder knie vor dir /
    Man kan / waß noch viel mehr / die starcke flut vmbkehren.
    Den strömen widerstehn / den tollen wellen wehren.
    Man dämpfft der flammen macht / man segelt gegen wind /
    Man stürtz't die felsen hin wo thäl vnd hölen sind.
    Man kan die steine selbst mit weitzen überziehen.
    Vnd lehrt die wilden äst auff edlen stämmen blühen.
    Diß kan man vnd noch mehr / nur dis ist vnerhört /
    Die kunst verkenn't sich hier; kein wissen hat gelehrt
    Wie ein verstockter geist den hochmuth auffgeblasen /
    Vnd Kronen sucht verhetz't / zu heilen von dem rasen.
    Theo. Der Artzt hofft weil sich noch die Seel in krancken regt.
    Leo Bey todten wird vmbsonst die hand zu werck gelegt.
    Theo. Bey Todten / die die Seel auf vnser wort gegeben.
    Leo Vor überhäuffte schuld vnd vnser aller leben.
    Theo. Rach übereyl't den Rath. Bedenckt wol was jhr thut.
    Leo Die Rache heischt zu späth so hoch beflecktes blut.
    Theo. Ach blut! bedenckt den Traum2) der ewre Mutter schreckte.
    Leo Bedencke was diß blut vnß offt für furcht erweckte.
    Theo. Bedenckt den hohen tag der alle welt erfrewt.
    Leo Vnd mich / wenn nun der wind deß feindes asch' vmbstrewt /
    Theo. Stöß't jhr den Holtzstoß auff / nun JESVS wird gebohren!
    Leo Dem / der auff JESVS Kirch' vnd glieder sich verschworen.
    Theo. Wol't jhr mit mord befleckt zu JESVS taffel gehn?
    Leo Man richtet feinde hin die bey Altären stehn.
    Mein Licht! nicht mehr! wie ists. darff die sich vnterwinden
    Zu bitten für den Mann / der Sie vnd Mich zu binden /
    Vnd mich vnd sie nach mein' vnd jhrer Kinder todt
    Durch newer schmertzen art vnd vbergrause noth
    In staub zu tretten meyn't? der ohne furcht darf sagen /
    Daß wir durch seine gunst Gold auf den haren tragen /
    Vnd Purpur vmb den Leib! vnd hör ich länger zu?
    Deß Menschen vntergang ist Mein' vnd deine Ruh.
    Sein Leben / beyder grab. Theo. Er laufft ergrimm't von hinnen.
    Wie aber? laß ich zu was mit erhitz'ten sinnen
    Der Keyser heißt volzihn? sol der so hohe tag.
    In welchem Gott vnd Mensch arm in der krippen lag /
    In welchem wir mit Gott vnß eylen zuverbinden /
    Den Holtzstoß auf der burg vol menschen beiner finden?
    Sol leichen-schwerer stanck vor vnsern' weyrauch gehn?
    Sol sein geschrey vor Gott bey vnsern beten stehn?
    Nein warlich! nein! ich muß / wo möglich / diß verhütten /
    Ich wil den harten muth deß Fürsten überbitten.
    Daß Er das strenge Recht nicht auf das fest außführ.
    Ich weiß. Er wegert nicht so wenig Gott vnd mir.


    [...]

    Reyen der Höfflinge.

    1. O du wechsel aller dinge
    Immerwehrend' eitelheit!
    Laufft denn in der zeiten ringe
    Nichts alß vnbestendigkeit!
    2. Gilt denn nichts / alß fall vnd stehen!
    Nichts denn Cron vnd Hencker strang?
    Ist denn zwischen tief vnd höhen
    Kaum ein Sonnen vntergang?
    3. Ewig wanckelbares glücke!
    Sihstu keinen Zepter an?
    Ist denn nichts das deiner tücke /
    Auff der welt entkommen kan?
    4. Sterbliche! was ist diß leben /
    Als ein gantz vermischter traum!
    Diß was ehr' vnd fleiß vns geben
    Schwindet alß der wellen schaum!
    5. Printzen! Götter dieser erden
    Schaw't was euch zu fuße fäll't!
    Denckt wie plötzlich könt jhr werden
    Vnter frembden Fuß gestellt.
    6. Auch ein Augenblick verrücket
    Ewrer vnd der feinde Thron:
    Vnd ein enges nun das schmücket
    Die Jhr haß't mit ewrer Cron!
    7. Jhr / die mit gehäufften Ehren /
    Jhm ein Fürst verbunden macht.
    Wie bald kan man von euch hören /
    Daß jhr in die ketten bracht!
    8. Arme! sucht doch hoch zu steigen!
    Eh der Ruhmb euch recht erblickt!
    Muß sich ewre blume neigen
    Vnd der todt hat euch bestrickt.
    9. Pocht / die jhr die welt erschüttert:
    Pocht auff ewrer Waffen macht!
    Wenn die lufft was trübe wüttert /
    Wird die schwache faust verlacht.
    10. Dem Metalle zugeflossen:
    Dem der Tagus schätz' anbott /
    Batt offt ehr der tag geschlossen:
    Vmb ein stück vnwerthes Brodt.
    11. Schöne! die schnee weissen wangen.
    Die die Seelen nach sich ziehn:
    Deß gesichtes edles prangen:
    Heist ein schlechtes feber flihn.
    12. In dem wir die Jahre zehlen /
    Vnd nach hundert Erndten sehn
    Muß es an der stund' vns fehlen /
    Clotho rufft es sey geschehn.
    13. Zimmert Schlösser! bawt palläste!
    Haw't euch selbst auß hartem stein!
    Ach! der zeit ist nichts zu feste!
    Was ich baw bricht jener ein.
    14. Nichts! Nichts ist das nicht noch heute
    Könt in eyl zu drümmern gehn!
    Vnd wir! ach! wir blinden leute
    Hoffen für vnd für zu stehn.


    DIE DRITTE ABHANDELUNG

    [...]

    Der Erste Eingang

    Leo. Papias. Reyen der Spielleute vnd Sänger.

    Leo. Er ist versichert? Pap. Ja. Leo. verhüttet? Pap. starck. Leo. wer gibt
    Acht auf die wach' Pap. ich selbst. Leo. last keinen den er liebt
    Eindringen auf die Burg: Jhn auch heiß feste schliessen;
    Mit Ketten vmb den Arm / mit sprengen an den füssen /
    Pap. Mein Fürst / es ist verricht. Leo. Wo sind die schlüssel? Pap. hier!
    Leo. Entweiche. ruffe du die Sänger vor die Thür.
    Wir wündschen vnß allein! O kummerreiches leben!
    Wer wird mit Hüttern mehr / wir oder er vmbgeben?
    Er beb't vor seiner noth. Wir selbst vor vnserm schwerdt.
    Ist dieses Zepter-gold wol solcher sorgen werth.
    Wie drückt diß leichte Kleid! O selig wer die Jahre
    Den kurtzen Rest der zeit / biß auff die grawen hare
    Weit von der Burg verzehrt. der nur die wälder kenn't /
    In welchen er ernehrt / den nicht die pracht verblent
    Die auf dem purpur spiel't; er mag ja sicher gehen /
    Wenn vnd wohin er wil: die vnß zu dienste stehen
    Stehn offt nach vnserm Leib. Jhn wirfft die sanffte nacht /
    Auf ein geringes Stroh / biß Titan ist erwacht /
    Wir irren ohne Ruh. wen wir den Leib ausstrecken /
    Verkehrt das küssen sich in allzeit-frische hecken.
    So bleibt ein grüner strauch von blitzen vnverletz't
    Wenn der erhitz'te grim in hohe Cedern setz't
    Vnd äst vnd stam zuschlegt / wenn sich die wind' erheben
    Vnd zeichen jhrer kräfft / an langen Eychen geben.
    Der Himmel der vnß nichts ohn etwas wehmut schenckt /
    Hat mit stets-newer furcht den stoltzen Thron vmbschrenckt.
    Mit Eysen wird ein Knecht / mit gold' ein Fürst gebunden.
    Der Krigsman fühlt das Schwerdt / vns gibt der argwohn wunden
    Die nicht zu heilen sind. Wir schweben auff der See.
    Doch wenn die grimme fluth den Kahn bald in höh'
    Bald in den abgrund reißt! vnd in den Haven rücket /
    Wird an der rawen Klipp' ein grosses Schiff zu stücket.


    Violen.

    Der Chor.

    l. Die stille lust der angenehmen Nacht
    Der ruhe zeit / die alles schwartz anstreicht.
    Krönt nun jhr Haupt mit schimmernd-lichter pracht
    Der bleiche Mond / der Sonnenbild entweicht.
    2. Die Erd erstarr't. der faule Morpheus lert
    Sein feuchtes Horn auff tausend glieder aus
    Vnd deckt mit schlaff / was schmertz vnd tag beschwert /
    Der träume schar schleicht eyn in Hütt vnd Hauß.
    3. Die kleine welt / das grosse Bizantz liegt
    In stoltzer Ruh. in dem sein Keyser wacht.
    Der grosse Printz / der für vns kriegt vnd siegt
    Vnd gantz zubricht der harten Persen macht.
    4. Er wacht für vnß! daß Pontus stiller fleußt
    Daß Nilus dient / daß Ister dich verehrt /
    Vnd daß der Bospher nicht das Land begeußt.
    Entsteht / weil jhn nicht einer schnarchen hört.
    5. Er wacht für vnß / vnd der wacht über jhn
    Der Fürsten stüel' auf steiffen Demand setz't
    Der Fürsten täg' heißt auß metallen zihn.
    Vnd jhre feind mit schnellem blitz verletz't.
    6. Gott helt ob den / die er selbst Götter nenn't /
    Ob schon der Riesen freche schaar erhitz't:
    Vnd sich vor wahn vnd rasen nicht mehr kenn't /
    Vnd Berg auf Berg / vnd felß auff klippen stützt.
    7. Ob Atlas gleich schon auff dem Haemus stünd' /
    Vnd Athos reicht an das bestern'te schloß.
    Ob man die thür auch in den Himmel fünd /
    Wenn Rhetus noch so starck vnd noch so groß:
    8. So bleibt es doch / so bleibts vmbsonst gewagt
    Was sie gewündscht! auf einen schlag verschwind
    Das lange werck. wer Gott in streit außtag't /
    Wird asch / vnd staub / vnd dunst / vnd rauch / vnd wind.

    Violen.

    Der Ander Eingang

    Tarasij Geist. das Gespenst Michaelis. Leo. die Trabanten.

    Auff Fürst: gestürtzter Fürst! auf! auf! was schlummerst du?
    Weil Gottes Rach erwacht. auf! treib die faule Ruh
    Von deinem Hertzen auß / dein Zepter wird zubrochen!
    Dir hat der schnelle todt ein schneller recht gesprochen.
    Der / den du aus dem Thron / vntrewer man verjag't /
    Der über deine schuld mit heissen trähnen klagt /
    Vnd das gerechte Recht stets-klagend hart erbittert /
    Die Kirche / die für dir / vnselig Mensch / erzittert.
    Dein eigner übermuth; der der in felßen sitz't
    Durch dein befehl verjagt / der in metallen schwitz't
    Vnd auß dem mittelpunckt der Erden durch die Himmel
    Mit seufftzenreichem Ach! vnd winselndem getümmel
    Gott an das Hertze dringt / das nimmer stille blutt
    So ewig zetter rufft / das du gleich schlechter flutt /
    Der Amphitrit geschätz't vnd ohne schuld vergossen
    Die / die dein heisser geitz in Klöster hat verschlossen
    Die du gestümmelt hast / vnd der entmann'te mann
    Theophilact / vnd wer noch über dich Tyrann.
    Auch sonder zunge rufft. gibt der getrotzten Rache
    Das Mordschwerd in die faust; Auf Keyser auf / vnd wache!
    Wofern du wachen kanst / doch nein! dein end ist dar!
    Kein schloß / kein schild / kein schwerd / kein tempel / kein Altar
    Schütz't / wenn Gott blitzen will! dein Engel schaw' ich weichen /
    Dich sonder Haupt vnd hand; vnd die zustückte Leichen
    Vmbschleiffen durch die Statt. dein Stamm muß vntergehn /
    Entgliedert vnd verhöhnt. Was willst du länger stehn?
    Stoß Michael! stoß zu! Leo. Mord! mord! Verrähter! degen.
    Schild! Mord! Trabanten! Mord! helfft mir den feind erlegen!
    Jhr Himmel! was ist diß? hat vns der traum erschreck't!
    Schaw'n wir diß wachend an! wird durch Gespenst entdeckt
    Was diesem Nacken drew't? Wen habt jhr hier gefunden?
    Trab. gantz niemand! Leo. Niemand? wie? Trab. den Fürsten hielt gebunden
    Ein vnverhoffter schlaff. Wir drungen auf sein wortt
    Bewehret ins gemach. Er saß auff diesem ortt
    Vnd rieff nach hülff vnd schwerdt. Leo. habt jhr sonst nichts vernommen?
    Trab. gantz nichts. Leo. auch niemand sehn durch wach' vnd Thüren kommen.
    Trab. Nicht einen. Leo. Hat der schlaff euch blind vnd taub gemacht?
    Trab. Wir wündschen vns den todt / dafern wir nicht gewacht!
    Leo. Sind schloß vnd Thor mit Volck' vnd nach gebühr versehen?
    Hat man den Port besetzt? Trab. Mein Fürst es ist geschehen.
    Die scharen sind versterckt / die Maur ist waffen voll.
    Leo. Schawt wo Nicander sey / vnd weck't den Exabol.
    Wie viel ist von der zeit der Finsternüß verschwunden?
    Trab. Die Burgtrompette bläst jtzt auß die sechste stunden.


    Der Dritte Eingang

    Leo


    Was bilden wir vns ein?
    Soll vnß ein leerer wahn / ein falscher dunst bewegen?
    Sol dises zittern sich auß Phantasie erregen?
    Sol es gantz eitel seyn
    Was diß schröckliche gesichte
    Von dem ernsten Bluttgerichte /
    Von vntergang / fall / todt / vnd wunden
    Vns in die Seelen eingebunden?

    Der kalte schweiß bricht vor.
    Der müde Leib erbebt / das Hertz mit angst vmbfangen /
    Klopfft schmachtend zwischen furcht vnd sehnlichem verlangen.
    Es klingt nichts in dem Ohr;
    Als der donner-herben rache
    Von Gott außgetagte sache /
    Wir schaw'n den geist noch für vnß stehen
    Wir schawen vnser Reich vergehen.

    Stoß Michael Stoß zue!
    So rieff das trawrgespenst. Dein Zepter wird zerbrochen.
    Der strenge todt hat dir diß strenge recht gesprochen:
    Auff / auff von deiner Ruh!
    Ach! hat ruh' vns je erquicket
    Weil die Cron das Haupt gedrücket?
    Ist eine wollust die wir funden
    Die nicht in leichtes nichts verschwunden?

    Dein Zepter ist entzwey!
    Diß recht spricht vns der tod / der hohe Thron wird brechen;
    Die straffe wil den mann / den wir vertrieben / rechen
    Geht denn der Mörder frey?
    Haben wir diß schwerdt gewetzet!
    Das vns selbst die brust verletzet?
    Steht vns're zeit in dessen händen
    Der in der glutt die zeit sol enden?

    Kein Tempel kein Altar
    Schützt / wenn Gott blitzen wil; wil Gott denn die nicht schützen /
    Die Er an seine statt hies auff den Richtstuel sitzen?
    Kürtzt Er der Fürsten jahr?
    Oder lehrt er nur durch zeichen
    Wie man sol der grufft entweichen?
    So ists! er pflegt vns zwar zu drewen:
    Doch pflegt jhn auch sein zorn zu rewen.

    Ist Michael denn frey!
    Der in den eisen sitzt? wie wenn die Kett' erbrochen?
    Durch Gold / zusag / vnd list? was hat man nicht versprochen
    Wie köstlich es auch sey?
    Wenn man von den scheiterhauffen
    Den verdam'ten Leib wil kauffen?
    Kein Ertz ist das nicht gaben weiche!
    Kein Mittel das nicht geld erreiche.

    Auff! schrie der geist vnß an!
    Auff Keyser! auf! wach auff! wol! last vns selber schawen
    Wie fest der Kercker sey / wie fern der Burg zu trawen /
    Vnd was vns zugethan.
    Wer der noth weiß vorzukommen:
    Hat der noth die macht benommen.
    Die können kaum dem fall' entgehen
    Die nur auff frembden füssen stehen.


    [...]

    Reyen der Hoffejunckern.

    Satz.

    Fallen wir der meynung bey
    Daß die verhängnis vnß vor vnserm zufall schrecke!
    Daß ein Gespänst' / ein traum / ein zeichen offt entdecke
    Was zu erwartten sey?
    Oder ists nur Phantasey / die den müden Geist betrübet
    Welcher / weil er in dem Cörper: seinen eignen kummer liebet?

    Gegensatz.

    Sol die Seel auch selber sehn
    Alßbald der süsse schlaff den Leib hat vberwunden:
    (In welchem wie man lehrt sie gleichfalls als gebunden)
    Was zu hoffen / was geschehn?
    Die der seuchen Pest außzehrt! die der nahe tod vmbfasset
    Haben freylich offt verkündet / was sich fand wenn sie erblasset.

    Zusatz.
    Wir / die alles vns zu wissen /
    Von der ersten zeit / beflissen:
    Können gleichwol nicht ergründen:
    Was wir täglich vor vns finden.
    Die der Himmel warn't durch zeichen:
    Können kaum / ja nicht / entweichen
    Auch viel / in dem sie sich den tod bemüht zufliehen
    Siht man dem tod' entgegen ziehen.

    DIE VIERDTEABHANDELUNG

    [...]

    Der Erste Eingang.

    Der II. vnd III. Zusammengeschworne.

    II. Du glaubst denn durch diß werck / daß Gott vnd Mensch verflucht /
    Das wider Ehr' vnd recht zu finden was man sucht?
    Bedencke! sol ein Geist! sol ein betrüger sagen
    Was man verrichten wird? sol er auf was wir fragen
    Antworten sonder list? wer solchen rath begehrt
    Laufft in sein eigen grab. III. Diß Spiel geht so verkehrt
    Daß vnß kein rechter weg mehr wird zu ende führen.
    Wir haben stand vnd gutt / vnd Leben zuverliehren.
    Bey frembden seuchen greifft man frembde mittel an.
    II. Ja mittel! wenn man nur dadurch was helffen kan!
    Du wirst hier leider nichts! alß solche wort erlangen:
    Die den / die jenen sinn / nach jedes Kopff empfangen.
    III. Man deut' es wie man wil! wol! wenn es nur vor mich!
    II. Man deut' es wie man wil! wie wenn es wider dich?
    III. Hab' ich den Halß verschertz't / so darff ich mich erkühnen /
    Den vorgesetzten tod was besser zuverdienen.
    Fällt denn der aus spruch gut: so bleib ich vnverzagt /
    Weil man sich nicht vmbsonst in solchen anschlag wagt.
    II. Viel besser sonder schuld / dafern es fehlt: gestorben /
    Vnd sonder schuld / den Sieg / dafern es glückt / erworben.
    III. Ich kan nicht zwischen Furcht vnd zweyfel länger stehn.
    Du magst / wo dir geliebt / zu dem von Cramben gehn.
    Ich folg ohn alle feihl. doch halt diß thun verschwiegen.
    Diß ist Jamblichus Hauß. II. die Werckstatt toller lügen.

    [...]
    DIE FÜNFTE ABHANDELUNG

    [...]

    Der Erste Eingang.

    Theodosia. Phronesis. Der Oberste Priester. ein Bothe.

    Theod. Ach! grawen volle nacht! ha! schreckenreiche zeit!
    Betrübte Finsternis! Muß denn das grimme leidt
    Deß kummers auch die Ruh deß müden schlaffs bestreitten?
    Vmbgibt denn Throne nichts als rawe bitterkeiten?
    Phron. Klagt jhre Majestät? Was ists das sie beschwert.
    Theod. Vns hat ein herber traum die kurtze rast gewehrt.
    Die kalte Brust erstarrt / doch schwitzen alle Glieder
    Der gantze Leib erbebt: Wir satzten vns was nieder
    Als wir aufs Fest / geschmuckt: wie sich die Seel besann;
    Vnd jene Jahr betracht / sties vns ein schlummern an.
    Die Erden wie vns däucht' hub an entzwey zuspringen
    Die Mutter schaw'ten wir aus jrem grabe dringen:
    Nicht frölich alß sie pflag / wenn sie den tag beging
    Nicht / wie der Vater sie mit reichem Gold vmbhing.
    Der Purpur war entzwey / jhr kleid lag gantz zurissen:
    Die Brust vnd Armen bloß / sie stund auff blossen Füssen.
    Kein Demant / kein Rubin vmbgab jhr schönes haar
    Das leider gantz zuraufft / vnd naß von Thränen war.
    Wir küßten jhr Gesicht' / vnd ruff'ten: Ach: willkommen!
    Wilkommen werthe Fraw. Nun ist vns nichts benommen.
    Nun dich der Herren HERR / den du so steiff gelibt /
    Auß deiner gruben reist / vnd deinem Kinde gibt.
    Leg alle Leid-tracht hin / vnd singe dem zu ehren
    Der in der Krippen lach't. Die wüste klippen hören
    Der Engel jauchtzen an! die enge See erkling't
    In dem Bizantz vol lust / Danck über danck anbringt.
    Ach! sprach sie / Ach mein Kind / vnd wand die blassen Hände /
    Es ist nicht jauchzens zeit! dein herrschen laufft zu ende.
    Auff wo es nicht zu späth (wo man noch retten kann
    Nach dem der Todt schon greifft) vnd rette Sohn vnd Mann.
    Die heil'ge Nacht bedeckt die höchsten missethaten /
    Die sicher Kirche; Mord! Ach! dir ist nicht zu rahten /
    Sie wolte noch was mehr. Als eine Thränen bach
    Von beyden wangen schoß / vnd jhre wortte brach.
    Jhr kam ein blutig schweiß auf jedes glid gefahren.
    Die tropffen hingen als Corallen an den haaren.
    Alß sie (ehr wir vermeynt / ) in leichtem wind verschwand
    Wurd vnser Purpur kleid1) in einen Sack verwand.
    Wir jrr'ten gantz allein in vnbekandten Wüßten.
    In welchen grimme Beer' vnd rawe Tyger nüsten /
    Biß ein erhitztes Thier die klawen auf vnß schmiß
    Vnd beyde Brüst abhieb / vnd vnser Hertz auß riß.
    Da rieb die angst den schlaff von den bethränten wangen.
    Was hat der alles weiß / doch vber vnß verhangen!
    Allwesend ewigkeit! Laß deiner blitzen macht
    Der ernsten donner glutt / vnd was die ernste Nacht
    Drew't deiner armen Magd / in tieffe gunst verschwinden /
    Doch / bitten wir vmbsonst; so laß diß Haupt empfinden
    Was dein Gericht außspricht. Nimb vnß zum opffer an
    Vor den / ohn den das Land nicht ruhig leben kan.
    Phron. Wo sorgen / da sind träum'. Ein kummervoll gewissen
    Entsetz't sich auch ob dem das wir nicht fürchten müssen.
    Theod. Wo Zepter / da ist furcht! Phron. furcht ist nur spiel vnd spott /
    Wo nicht zu fürchten ist. Theod. O wolte! wolte GOTT!
    Wo ist der Fürst? Phron. Voran in Tempel. Theod. wir verweilen
    Vns warlich hier zu lang! auf Jungfern / last vns eilen.
    Obr. Priester. Mord! mord! Theod. Hilf Gott! Was ists? Priest. Mord mord. Phron. wo? Priest. beym Altar!
    Theod. O Himmel! vnser traum ist leider viel zu war.
    Phron. Princessin! sie bestürbt! schawt wang vnd Lipp' erbleichen /
    Der Augenstern erstarrt als in entseelten Leichen:
    Bringt Balsam / Narden Wein: Princessin? sie vergeht.
    Princessin! Theod. Ach sind wir zu diesem fall' erhöht!
    Wo rührt das vnglück her? Priest. Ich kan den grund nicht wissen
    Theod. Wo ist der Fürst? Priest. Er blieb noch alß ich ausgerissen.
    Theod. Er blib / ja wol er blib / der nicht entkommen kan.
    Phron. Ist jemand angetast. Priest. schawt meine wunden an.
    Theod. Erzehle wie sich denn diß Trawrspiel angefangen:
    Priester. Es war das dritte theil der Finsternis vergangen /
    Alß sich der Priester Rey in Gottes Kirchen drang /
    Man hub die Lieder an / der süssen seitten klang
    Ließ in der stillen zeit sich angenehmer hören.
    Ein jeder wurd ermahnt die grosse Nacht zu ehren
    In welcher der / der GOTT an macht vnd wesen gleich
    Auß seiner herrligkeit / des höchsten Vaters Reich
    Ankommen in diß Fleisch. Die Andacht ließ sich spüren
    Mit heilig heisser brunst / vnd steckte Hertz vnd nieren
    Mit keuschen flammen an. die Seuffzer drungen vor.
    Vnd stiegen für dem dunst des Weyrauchs hoch empor.
    Der Fürst hub selber an2) von Christus Heer zu singen:
    Das kein Tyrann / kein tod / kein Hencker können zwingen.
    In dem fält vnversehns ein vnbekandter hauff
    Von allen ecken aus / vnd reißt die schrancken auff.
    Die Priester von dem Volck / vnd Chor vnd Tempel scheiden
    Man zeucht in einem Huy die Schwerdter aus den scheiden:
    Auß kertzen / stock vnd Rock. Das schimmernde gewehr
    Gläntzt schrecklicher bey liecht / vnd schüttert hin vnd her
    Den schnellen widerglantz / ein jeder starr't vnd zaget
    Vnd weiß nicht was er thut / vnd fragt den / der ihn fraget
    Wie wenn der helle Blitz in hohe Tannen fährt
    Vnd äste / stam' vnd strump in liechte glutt verkehrt /
    Ein müder wandersmann bey so geschwindem krachen:
    Nicht anders meynt / als daß er schon dem todt im Rachen.
    Der grim bricht endlich loß / die Dolchen gehn auf Mich.
    Eh' ich die noth erkänt empfund ich diesen stich.
    Ich schrie: jhr Helden schont! schont meiner greissen haare
    Bedenckt die hohe zeit / jhr würgt bey dem Altare
    Den / der euch nie verletzt. Sie wichen alß ich rieff
    Vnd griffen ander an. Der weyn'te / jener lieff /
    Der fiel / ich bin dem sturm / ich weiß nicht wie / entkommen.
    Theod. Dem Fürsten / zweifelt nicht / ist Leib vnd Reich genommen.
    Das Wetter schlägt nach jhm! was sag ich? ach er liegt!
    Der tollen feinde list hat über vns gesiegt!
    Hat vnser linde-seyn die heisse flam entzündet?
    In der was wir gehabt / gesehn / gewündscht / verschwindet.
    Phron. Es ist noch vnklar. Theod. wie? kan wol was klärer seyn?
    Phron. Princessin! ach sie stürtzt sich vor der zeit in pein!
    Theod. Princessin sonder Printz! Princessin sonder Crone!
    Princessin sonder Land! die auß dem güld'nen Throne
    Der schlag in abgrund stöst. Botte. Verfluchte grausamkeit!
    Nie vor erhörter grim / Niemals verhofftes leidt
    Hat diß der Christen Feind / der Bulgar je verübet?
    Hat der erhitzte Perß. Vnd wer nur todschlag liebet /
    Der wüßte Scyt versucht! Theod. Wir wissen was er klagt
    Vns geht sein schmertzen an! fragt! nein / fragt nicht! ja / fragt!
    Er melde was er weiß! Heißt jhn doch nicht verhölen
    Wir bilden mehr vnß eyn / alß er vnß wird erzehlen.
    Botte. Die Kirchen ist entwey't. Der Fürst bey dem Altar
    Erstossen; jhre Cron vnd leben laufft gefahr.
    Theod. Mag die / die nicht mehr Herrscht / was hoffen alß die Baare?
    Entdecke welches Schwerdt vns durch diß Hertze fahre:
    Die bittet / die gebott. Man zeig vns nur die Hand
    Die vnser Seel entseel't. Botte. Was des geblüttes band
    Was freundschafft / lange gunst / was Ruhmb sucht vnd versprechen
    Dem Michael verknüpfft. Hat seine noth zu brechen
    Den blossen Dolch erwischt; Vnd in das Heiligthumb
    Sich vnerkan't gewagt. Viel hat deß Fürsten ruhmb
    Mit tollem neydt befleckt. Viel die bey newen sachen
    Vnd and'rer vntergang sich hoffen groß zu machen /
    Stehn dieser Mordschaar bey! das wütten war entbrand
    Man rieff; stoß zu / stoß zu. Vnd die bewehrte Hand
    Schlug nach deß Priesters Haupt / auß jrrthumb nicht auß rache.
    Alß vnser Fürst voll muths / bey so verwirr'ter sache /
    Ich weiß nicht wem / das Schwerd auß beiden fäusten rieß.
    Vnd dem! der auff jhn schlug / nach Brust vnd schädel schmieß /
    Biß auff deß Feindes stahl die Kling' als eyß zersprungen.
    Er schaw'te sich vmbringt! die Wachen fern verdrungen:
    Die freunde sonder Rath: doch stund er vnverzagt
    Alß ein erhitzter Löw / der / wenn die strenge jagt
    Jhm alle weg' abstrickt / mit auffgespanten Rachen
    Itzt Hund / jtzt Jäger schreckt / vnd sucht sich frey zu machen.
    Vmbsonst: weil man auff jhn von allen seitten drang /
    Dem nun das warme blutt auß glied vnd adern sprang /
    Er fühlte das die kräfft' jhm algemach entgangen /
    Alß er das Holtz ergriff / an welchem der gehangen
    Der sterbend vnß erlöst / den Baum an dem die Welt
    Von jhrer angst befrey't: damit der tod gefällt /
    Für dem die Höll erschrickt: denckt / rufft er / an das Leben /
    Das sich für ewer Seel an dieser Last gegeben.
    Befleckt deß Herren Blut / das diesen stamm gefärbt.
    Mit Sünder blut doch nicht. Hab ich so viel verkärbt /
    So schont vmb dessen Angst / den dieser stock getragen /
    An JESUS Söhn-Altar die grimme Faust zu schlagen /
    Sie starrten auff diß wortt / wie wenn ein Felß abfält;
    Vnd der erzörnten Bach / den stoltzen gang aufhält
    Denn steigt die flutt berg-auff / die tobe wellen brausen:
    Biß daß der neundte schlag mit vngehewrem sausen /
    Den anhalt überschwemt / vnd alles mit sich reißt
    Vnd den bemoßten Stein in tieffe Thäler schmeißt.
    Der harte Crambonit / begont' erst recht zu wütten:
    Er schrie: nun ists / Tyrann! nun ists nicht zeit zu bitten!
    Vnd schwung sein Mordschwerd auff / das auf den Fürsten kam /
    Vnd jhm mit einem streich so Arm' alß Creutz abnahm.
    Man stieß in dem er fiel / jhn zweymal durch die brüste:
    Ich hab es selbst gesehn / wie Er das Creutze küßte:
    Auff das sein Cörper sanck / vnd mit dem kuß verschied /
    Wie man die Leich vmbriß / wie man durch jedes glied
    Die stumpfen Dolchen zwang / wie JESUS letzte gaben /
    Sein thewres fleisch vnd blutt / die matte Seelen laben /
    Die ein verschmachtend Hertz in letzter angst erfrischt:
    Mit Keyserlichem Blutt / (O grewell) sind vermischt.
    Theod. Du schwefellichte brunst der Donnerharten flammen /
    Schlag loß! schlag aber sie! schlag über vnß zusammen.
    Brich abgrund brich entzwey / vnd schlucke / kan es seyn /
    Du klufft der ewigkeit vnß vnd die Mörder eyn!
    Wir irren / nein nicht sie! nur vns / nur vns alleine /
    Sie auch! doch fern von vns / wer weynen mag der weyne.
    Der Augen quell erstarrt / wie ists! wird vnser Hertz
    In harten stahl verkehrt? rückt vns der grimme schmertz /
    Das fühlen auß der Brust? Wird vnser leib zur Leichen?
    Komm wo der Wetterstrahl / das Haupt nicht wil erreichen:
    Wo fern die Erde taub: kom du / gewündschter todt!
    Du ende schwartzer angst! du port der wilden noth!
    Wir ruffen dem vmbsonst / der die betrübten meidet:
    Vnd nur den Geist antast der keine drangsal leidet /
    Komm't jhr! jhr Mörder komm't. Vnd kühlt den heissen mutt
    Die hell-entbrandte rach' / in dieser adern blutt.
    Der Fürst ist noch nicht hin. Weil wir die glieder regen /
    Er lebt in dieser Brust. Kom't an / vnd stost den degen
    Durch diß / das in mir klopfft / ein schnelles vntergehn
    Ist ein gewisser trost / wenn man nicht mehr kan stehn.
    O. Priest. Princessin! der sie schueff hat diesen tod verhangen /
    Theod. Vnd der verhängt daß wir nach vnser grufft verlangen.
    Priest. Er heist vns mit gedult vmbfassen was vns drückt.
    Theod. Wie daß er denn gedult nicht mit dem Creutze schickt?
    Priest. Mag wol ein übel seyn / das trost nicht kan erreichen?
    Theod. Mag wol ein übel seyn / das vnserm sey zu gleichen?
    Priest. Gott legt vns nicht mehr auff / denn man ertragen kan:
    Theod. Er nim't / auf einen tag / Thron / Crone / Reich vnd Mann.
    Priest. Er nimt' / Princessin! das / was er vorhin gegeben:
    Theod. Nur eines nim't er nicht / was man nicht wil: das Leben. Priest. Er prüft in heisser angst als gold / die / die er liebt.
    Theod. Die / die er haß't gehn frey in dem er vnß betrübt.
    Priest. Der euch die wunde schlegt / kan alle wunden heilen.
    Theod. Vnheilsamb ist der schlag der Hertzen kan zutheilen.
    Priest. Was scheidet nicht die zeit / der todt bricht alles ab.
    Theod. Der Fürst muß vor der zeit in sein betrübtes grab.
    Priest. Der stirb't nicht vor der zeit / der seine zeit beschlossen:
    Theod. Mit blutt / das in der Kirch' auff Gottes Tisch vergossen.
    Priest. Man stürbt nicht wie man wündscht / nur wie der höchste wil!
    Theod. Wil dann der höchste mord / vnd solche jammer spiel?
    Priest. Kan wer / der sterblich ist wol sein Gericht begreiffen?
    Theod. Sprecht so! vnd lehrt das Volck vom Throne Printzen schleiffen!
    Halt inn mit deinem trost. Die schmertzen sind zu schwer /
    Die wunden sind zu frisch / das klingende gewehr
    Erzittert vor der Thür: Auff Geist / die Mörder kommen!
    Wolan! laßt vns getrost. Dem / den sie vns genommen
    Nach-wandern! auff mein Geist. Die acht den Feind nicht viel
    Die Keyserlich gelebt vnd Fürstlich sterben wil.
    Ade! Weyn't nicht vmb mich! thue auff! hier nutzt kein schliessen!
    Thue auff! Man muß den tod in dem er ankomm't / grüssen.

    Der Ander Eingang.

    Der Erste hauffe der Verschwornen / Theodosia.

    1. Verschw. Das demand feste Joch der grausen Tyranney
    Die felsen schwere Last der rawen Henckerey
    Der Zepter von Metall / der Thron auff blutt gesetzet
    Die all-verzehrend angst / die Stätt vnd Feld verletzet
    Vnd was ein grimmer Fürst noch mehr bringt auf die bahn;
    Ist durch vnß / ob wol späth / doch entlich / abgethan.
    Ew'r Herrschen ist nun aus. Das vngezäum'te toben
    Der alle schlagend' arm ist in die Lufft verstoben:
    Lern' jetzt / die du regir't gehorchen: vnd versteh;
    Daß offt nur eine nacht sey zwischen fall vnd höh'.
    2. Verschw. Das hart beträngte Land / das seiner schweren bürde
    Entledigt; schöpfft nun lufft / vnd jauchz't nun ewer würde
    In solchen hohn verfäl't / doch klaget jederman
    Daß man nicht nach verdienst Tyrannen straffen kan.
    Er liefert einen Leib vor tausend schelmereyen:
    Wenn ein gemeiner fählt: den fristet kein verzeyhen.
    Man setzt auf schlechte schuld / Rad / Mordpfal / Strick vnd Schwerd /
    Oel / siedend Bley vnd Bech / ein glüend-eysern Pferd
    Er wird durch boßheit groß: vnd blüht wenn die vergehen:
    Die vor die Redligkeit mit Hertz vnd armen stehen.
    l. Verschw. Was kan man endlich thun? wer / was man schafft auf fast:
    Dem legt er so viel auf / biß die gehäuffte Last
    Jhm Nack' vnd Ruck' eindrückt. Darff einer jhm versagen
    Mehr / alß wol möglich fäll't (wie groß der mutt!) zu tragen:
    Dem schmiert er auffruhr an! der hat das Volck verhetzt /
    Den Printzen angetast / die Majestät verletzt /
    Den raum't er aus dem weg' hatt einer mehr zu wagen
    Alß sich? denn wer nicht schlegt Tyrannen: wird geschlagen!
    Theod. So habt jhr / wie jhr rühmbt / Tyrannen vmbgebracht?
    1. Versch. Wer zweifelt? Theod. hört vns an! wer setzt euch in die macht?
    Wer traw't euch dieses Schwerdt? wer hat euch so begabet?
    Daß jhr / die jhr vor nichts / nun mehr den alles habet:
    Wer? Der den jhr nur schmäht. Alß er mit höchster pracht
    Euch neben sich erhub vnd schier zu Göttern macht /
    Wer war er? ein Tyrann? Jhr sung't mit andern zungen.
    Itzt / nun das Bubenstück / nun euch der mord gelungen:
    Heist er: Ich weiß nicht wie? so lang ein Fürste giebt.
    Vnd die / die es nicht werth / als wolverdiente liebt.
    Vnd aller geitz mit Gold vnd Ehren sucht zu stillen:
    Den muß sein lob das Reich / sein Ruhm die welt erfüllen.
    So bald er nicht mehr schenckt / ja nicht mehr schencken kan /
    So bald er auffruhr strafft steckt euch die vntrew an.
    So bald die Pest euch reitzt vnd Schelmen sich verbinden /
    Die Lust zu newer macht / vnd statt sucht leicht entzünden;
    Denn wird er ein Tyrann: Man lästert den / der liegt.
    So wird ein todter Löw' offt von der Mauß bekriegt.
    2. Verschw. Der Löwe / dem diß Schwerdt das leben abgekürtzet!
    Theod. O Ruhmbs verdiente sach' / jhr hab't in todt gestürtzet
    Wehn? einen! jhr so viel! jhr habt in schwartzer nacht
    Verräther! mehr durch list alß wunden / vmbgebracht /
    Den / dem jhr offt vorhin meyneydige geschworen:
    Was habt jhr wider den vor Waffen nicht erkohren /
    Der vngewaffnet ging; mag dieser Grausamkeit
    Was zuvergleichen seyn? Jhr habt die grosse zeit /
    In der sich GOTT vns gab / mit Fürsten mord' entweyet;
    Vnd in den heilgen orth / der schuldige befreyet
    Vnschuldig blutt gesprützt: wer jtzund zweifeln kan
    Ob jhr noch Christen seyd; Schaw in dem Tempel an
    Den gantz zustückten Leib der auf dem Creutze lieget.
    An welchen JESUS hat der Höllen obgesieget:
    Deß HERREN wares Fleisch: das jhr mit blutt besprengt /
    Sein blutt / das jhr mit blutt deß Keysers habt vermengt.
    2. Verschw. Es liegt nicht dran, wie / wenn / vnd wo man bösen stew're.
    Theod. Ein Mensch macht vnterscheid / nicht jhr. Jhr vngehew're.
    1. Versch. Man strafft die schuld mit recht / Theod.Wer gibt euch diese macht?
    Ein Fürst fäll't dem allein / der in den Wolcken wacht.
    Der in den Thron vns setzt / kan auß dem Thron vns bannen.
    2. Verschw. Der minste von dem Volck' ist Halß Herr deß Tyrannen.
    1. Versch. Der höchste führt sein Recht / durch Menschen armen aus.
    2. Verschw. Vnd stürtzt durch Menschen umb Tyrannen vnd jhr Haus.
    Theod. So kan man sonder müh' ein schelmenstück' verblümen!
    1. Verschw. Nenn't man ein schelmenstück / was tausend Seelen rühmen?
    Theod. Vnd zehnmal tausend schmehn! 2. Versch. weist du wem du dis sagst?
    Theod. Dir / der du mit dem Mord Gott zu gericht' austagst.
    1. Versch. Dein leben / blutt / vnd tod beruht in diesen händen:
    Theod. Drumb eilt / das jammerspiel mit vnserm tod zu enden.
    2. Versch. Der muth / der ehr man ernst verspüret / hefftig groß
    Nimbt / wenn noth einbricht / ab. Theod. stoß zu die brust ist bloß.
    Meynt jhr / daß Leo todt? Er lebt in diesem Hertzen:
    Vnd ruffet rach' aus vns. Wir sind durch seine schmertzen /
    Durch seine wund entleibt. Sein Geist ist der vns regt
    Der athem schöpfft in vns. Der diese faust bewegt
    Der in den adern schlägt / komm't öffnet jhm die Thüre /
    Den Kercker / dieses fleisch / daß er vns mit sich führe.
    Doch braucht dasselbe Schwerd / das durch sein Hertze ging /
    Alß sein zu stückter arm / den grausen tod' vmbfing.
    Nichts schöners / alß wenn zwey so fest verbund'ne Seelen
    Auff eine zeit vnd orth zihn aus deß Leibes hölen.
    1. Versch. Nach dem die Helden faust den Löwen hingericht.
    Vor dem die welt erbeb't / Ach't man die hünde nicht.
    Auch sol kein Frawen blutt / den schönen stahl beflecken.
    Den ins Tyrannen brust die wehrte Nacht fand stecken.
    2. Versch. Ein ander tödte dich / diß ist vns mehr denn viel
    Daß dein bestürtzter Geist den tag nicht schawen wil.
    Es ist vns mehr denn viel / daß wir dich tödten können
    Vnd doch / (was du dir selbst mißgönst /) das leben gönnen.
    Theod. Barmhertzig grausamb seyn! geschmünckte Tyranney /
    Mit gold verdecktes gifft! gelinde Barbarey!
    1. Verschw. Folg vns. Theod. wo gehn wir hin? welch elend ist vorhanden?
    Was hat man mit vnß vor? sol dieser Leib in banden
    Verschmachten sonder trost: stelt man der tollen schar
    Deß Pövels diesen Halß / zu einem opffer dar?
    Kom angst wie groß du bist / vnd eile dieses leiden
    Den kummer vollen Rest deß Lebens abzuschneiden.
    Ade / beherrschtes Reich / Ade besess'ner Thron!
    Ade / verlohrner Hoff / Ade geraubte Cron!
    Ade du pracht der welt! Ade verwirr'tes leben:
    Das überzuckert gifft / beperl'tes Creutz vmbgeben /
    Palläste voll von Angst / jhr Zepter / schwer von weh.
    Du Purpur roth von blutt: wir scheiden hin / Ade /

    Der Dritte Eingang.

    Michael. Der ander vnd erste hauffe der Verschwornen /
    Theodosia. Die Leiche Leons.

    JHr geb't / den mir an jtzt licht / freyheit / Seel vnd Leben!
    Jhr gebt den mir mich selbst: was werd ich wider geben;
    Ich der auß tod vnd grufft vnd angestecktem brand /
    Vnd was mehr schrecklich ist / aus deß Tyrannen hand
    Durch ewre trew erlöß't den grossen Thron besteige:
    Vnd der bestürtzten welt mit meinem beyspiel zeige /
    Daß Freundschafft über Cron / Lieb' über Zepter geh'
    Daß ein verhaßter Fürst auff trübem Sande steh.
    Er liegt denn der mich stieß / ich Herrsch' in diesen Ketten
    In welchen ich den Stuel gedencke zu betretten /
    Auß dem der Löw gestürtzt. Wie werd ich diesen muth
    Belohnen der vor mich das vnverzagte blutt
    In höchste noth gewagt. Werd ich wol etwas finden /
    Das kräfftig mich vnd euch noch stärcker zuverbinden?
    Doch ob der arm zu schwach! glaubt daß die grosse welt
    Die jhr auß schwartzer Angst in guld'ne freyheit stelt:
    Glaubt daß das weite Reich das jhr in wenig stunden /
    Doch durch nicht wenig muth / auff ewig euch verbunden:
    Glaubt / daß wer hier vnd dar / biß auff die edle nacht
    In Kercker: in Metall / in Felssen schier verschmacht:
    Glaubt / daß wer nach vnß sol ans liecht gebohren werden /
    Euch / Helden rühmen wird. Ja wenn der Kreiß der Erden
    In flammen nun vergeht: Wird ewre treffligkeit /
    Bekrönt mit stetter Ehr. Verlachen tod vnd zeit.
    Theod. Ach brunn quell vnser angst! Mich. ha! Wittbe deß Tyrannen!
    Ew'r binden ew're macht: ewr brennen vnd verbannen
    Verbann't sich nunmehr selbst! Theod. diß ist noch vnerhört
    Daß einer der so hoch erhaben vnd geehrt /
    Daß einer / dem so offt so hohe schuld vergeben /
    Dem wir zu vnserm tod' erhalten bey dem leben?
    Vnß grausam nennen sol! doch haben wir erweist
    So viel das wer nur ist / mit recht vnß grausamb heist.
    In dem / wir dir so weit die Zügel lassen schissen /
    Vnd auß der flamme dich / die du verdient gerissen!
    Hat vns're grimme faust daß scharffe Schwerdt gewetzt:
    Das dein blutgeitzig arm an vnsre gurgel setzt?
    Der ist / es ist nicht ohn / der grausambst auff der Erden.
    Der an sich selber muß / wie wir / zum Hencker werden.
    Mich. So fält / wer gruben macht / für ander selbst hineyn.
    Theod. So kriegt man hohn für danck / für lange wolthat pein.
    Mich. Man krigt was man verdient. schwer' angst / für schwere Sünden.
    Theod. Wol! so wird mit der zeit / dich auch die rache finden.
    Mich. Wer / was nicht vnrecht / thut / schrickt vor der rache nicht.
    Theod. Ists recht daß man den Eydt / vnd Fürsten Hälse bricht.
    Mich. Wenn Fürsten jhren Eydt zum ersten selber brechen:
    Theod. Wen stieß der Keyser vmb / sein hochbethew'rt versprechen.
    Mich. Das weist sein leben aus vnd sein erschrecklich end.
    Theod. Ein laster wird vor recht / nicht auß dem tod erkennt.
    Mich. Das Recht ist vor das Volck / auf Fürsten schleifft man degen.
    Theod. Die werden über dich zu letzt auch Vrthel hegen.
    Besteig mit diesem wundsch den offt gesuchten Thron /
    Nimb die / durch list vnd blutt / vnd mord / erworb'ne Kron
    Vnß ist der hoff bekandt / das vnrecht der Palläste:
    Die Mißgunst / falsche trew' / vnd die verfluchten gäste
    Der Fürsten: müh vnd furcht. Erheb dich / wie du wilt:
    Schlag / rase / tödt vnd stoß / weil deine stunde gilt.
    Erheb die neben dich / so vnser blutt gefärbet /
    Die grösser Ehr vnd glück durch vnsern fall geerbet.
    Erheb was meyneydt mehr als redligkeit gelibt
    Was sich in Fürsten mord so meisterlich geübt.
    Was mächtig Kirch vnd Hoff vnd Kercker zuerbrechen.
    Vnd wetz' ein Schwerd das dir noch wird die brust durchstechen.
    Mich. Du weist was künfftig ist / doch nicht dein eigne noth.
    Theod. Die deinem Jammer rufft. Mich. du ringst nach deinem todt.
    Der vor der Thüren wacht. Theod. wir bitten vmb das leben
    Das du vns schuldig bist / heiß Schwerd heiß dolchen geben.
    Vnd enden vns're quaal / versich're deine macht /
    Beweise was du kanst / vergönne daß die nacht
    Mit stetter Finsternis mein ewig leid bedecke:
    Vergönne / daß man die in eine grufft verstecke:
    Die eine Lieb' ein' Eh' / ein Thron / ein Reich / ein Stand /
    Ein Hertz / ein Geist / ein Fall / ein Vntergang verband.
    Mich. Mir nutzt dein sterben nicht / dein Leben kan nicht schaden
    Mir kan dein leben ruhm / dein sterben Haß auffladen /
    So bin ich auch nicht der / der die zu richten denckt
    Die mir / so alß sie rühmbt / das leben hat geschenckt.
    Theod. Diß übel ist nunmehr nicht möglich zu ertragen:
    Daß man / nach so viel angst / vnß wil den tod versagen.
    Was hofft die auff der Welt / die diß nicht haben kan
    Was man den Feinden gibt. Jhr Menschen schawt vns an:
    Jhr Geister hört vns zu. Die als das Liecht erblichen /
    Die eher mitternacht die Erden hat beschlichen
    Der grossen Welt gebott / als eine Göttin pflag
    Die find't sich / ehr die zeit den nun mehr nahen tag /
    Die Sonnen grüssen läst / veracht / verlacht / verhönet.
    Verworffen / abgestürtzt / mit ach vnd angst gekrönet.
    Die lernt wie nahe höh' vnd fall beysammen steh /
    Wie wenig zwischen Stuel vnd Kercker / zeit vergeh.
    Die jederman gebott / die bittet doch vergebens
    Vmb ende / nicht der Last / nur deß bestürtzten lebens.
    Wen schleifft die grimme schar! O Jammer! ist es der /
    Der dieses Reich beherrscht. Welch' abgrund / welches Meer /
    Der schmertzen / schluckt vns eyn. Was können wir erkennen
    Das nicht zu schlagen sey? ist hier ein glied zu nennen
    Das nicht das Schwerd zu stückt? Wo ist sein schönes haar?
    Das mit besteintem gold noch erst vmbwunden war?
    Wo ist die starcke Hand / die Schwerd vnd Zepter führte:
    Die brust die blancker stahl so wol als Purpur ziehrte?
    Weh' vnß / wo ist er selbst? schawt! sein nicht-schuldig blutt
    Gereitzt durch vnser angst / sprützt eine newe flutt
    Durch alle wunden vor! sein blutt rufft embsich rache!
    Ob seine Lippe stum. Sein blutt thut ew'rer sache
    Mordgierig vnrecht dar! Michael. reist den Tyrannen hin?
    Theod. Reist vns mit jhm! der Todt bringt euch vnd vns gewin
    Setzt Spieß vnd Sebel an! braucht flamm' vnd grimme Waffen!
    Wir wündschen (laßt vns hier) wir wündschen zu entschlaffen
    Auff dem erblaßten mund' auff der geliebten brust.
    Mich. Reist jhr die Leichen aus. Theod. wo sind wir? was für lust
    Empfinden wir an jtzt? Der Fürst ist nicht erblichen:
    O frewd / er lebt! er lebt! Nun ist diß leid gewichen
    Er wischt die Thränen selbst vns ab mit linder hand!
    Hier steht er! er ergrimm't vnd schüttert Schwerd vnd brand
    Auff der Verräther Haupt. I. Verschw. der schmertz hat sie bezwungen!
    Sie raaßt vor höchster angst. Theod. Mein licht! sie sind verdrungen!
    Die Mörder sind erwürgt! Er beut vns seinen kuß:
    O vnverhoffte wonn! O Seel erquickend gruß!
    Wilkommen werther Fürst! beherscher vns'rer sinnen!
    Gefährten trawr't nicht mehr / er lebt. Mich. schafft sie von hinnen!
    Wir eylen nach der Kirch' entdeckt dem gantzen statt
    Den fall der Tyranney; berufft den grossen Rath:
    Ich wil daß mich an jtzt in beyseyn meiner Söhne /
    Vnd ew'rer gegenwart der Patriarch hier kröne:
    Nimb du die Burg in acht! sagt jhr den Läger an
    Was nötig. Zeug du eyn was Feinden zu gethan:
    Ich bin / der was vnß feind / verdruck' vnd freund erhebe:
    Versichert euch diß fest. Die Verschworne alle. Der Keyser hersch' vnd lebe!


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